24.04.2015

Entschuldigung, dass ich mit diesem Eintrag so lange hab auf mich warten lassen. Viel Zeit ist vergangen und daher auch eine Menge passiert!
Wie schon angekündigt, zumindest wenn ihr den vorigen Eintrag zuerst gelesen habt (ich habe es partout nicht geschafft, die letzten Zeilen auf ihre Reise ins World Wide Web zu schicken, auch hierfür: Entschuldigung), war meine Schwester für gut zweieinhalb Wochen in Kenia zu Besuch und auf der Flucht vor dem nasskalten Deutschlandwetter. Anderthalb Wochen davon haben wir im schönen Uradi verbracht. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie einfach mitzuschleppen, in den Kindergarten zu bringen, zum Clinic Day zu setzen und eine Runde Dorfleben zu erleben, waschen auf der Hand und duschen mit Flaschen inklusive! Auch ihr Fazit dazu: Halb so wild und vor allem das duschen mit kaltem Wasser ist bei der Hitze das Beste was man machen kann 😉
Ugali, Nyoyo, Sukuma, Chapati und Green Grums sind super lecker und ich werde das ein oder andere kenianische Gericht in Deutschland schmerzlich vermissen, allerdings ist mir ab und zu etwas Abwechslung willkommen und nach dem dritten Mal Reis mit Linsen hintereinander träume ich doch hin und wieder von Mamas Lasagne oder Omas Kohlrouladen. Da Anna noch ein bisschen Platz in ihrem Rucksack finden konnte, haben sich mit ihren Klamotten auch ein paar Zutaten für Gulasch und Paradiescreme mit auf den Weg zu mir gemacht. Ahh und nicht zu vergessen die Packung Schwarzbrot und das Glas Nutella! Das Schwarzbrot hat nicht nur mich zutiefst erfreut, sondern auch Katharina und, in gleichem Maße, meine lieben Kenianer 😀 Letzteren konnten sich kaum vorstellen, dass man von „nur“ etwas Brot abends satt werden soll. Gegenteil erfolgreich bewiesen. An einem Abend hieß es somit für Madhe, früher frei, denn Anna und meine Wenigkeit machten die Küche unsicher. Es sollte Gulasch mit Nudeln und Kartoffelpüree, sowie Schokopudding mit Vanillesoße geben. Alles lief natürlich glatt, der Puddingtopf hatte kein Loch, die Katzen konnten sich natürlich keine Milch erhoffen die dadurch auf den Boden tropft, und die Vanillesoße hatte die perfekte Konsistenz! Meisterköche waren in ihrem Element!
Als bald waren die Tage in Uradi gezählt und der Easycoach Richtung Nairobi verließ an einem frühen Samstagmorgen Siaya. Wir beide an Board mit dem Ziel: Naivasha. Naivasha mit seinem See, den Hippos und allem voraus: Hells Gate National Park. Voller Vorfreude auf Zebras, Giraffen, Gnus und allerhand anderer Bilderbuch-Afrika-Tiere, fuhren wir unserer ersten Etappe entgegen. Das tolle an Hells Gate ist, dass man auf dem Fahrrad anstatt im Jeep durch die Steppe fährt. Sonntagsmorgens, um der Mittagshitze zu entgehen, schwangen wir uns auf die Drahtesel. Das Aufstehen hat sich gelohnt! Wir waren die ersten am Park, was bedeutete, dass noch kein Auto oder Fahrrad vor uns über die Straßen und Wege gebrettert ist. Alle Tiere sind langsam aber sicher wach geworden, und viele lagen ganz nah am Wegesrand. So ging es 8 Kilometer lang, Seite an Seite mit eben diesen, Richtung Hells Gate Schlucht. Die Schlucht liegt an der anderen Seite des Parks, und bietet die Möglichkeit kletternd und wandernd eine atemberaubende Szenerie zu erkunden. Francis unsere Führer zeigte uns die heißen Quellen (verdammt heiß, ich hab sie angefasst…) DevilsKitchen, bemalte uns „typisch Massai“ mit roter Erde (sahen wir doch wunderbar bescheuert aus :D) und führte uns letztendlich zu einem Aussichtspunkt, der einen beeindruckenden Blick über die komplette Schlucht zeigte. 8 Kilometer zurück durch den Park und 1000 Fotos später, war es schon wieder vorbei und sichtlich geschafft durch die mittlerweile heiße Mittagssonne ging es zurück zum Camp, nur um schnell alle sieben Sachen zusammen zu suchen, etwas kleines in den knurrenden Magen zu werfen, und schon wieder im Matatu Richtung Nairobi zu sitzen. Denn Abends wollten wir den Bus nach Mombasa nehmen.
Montag, 11 Uhr morgens. Keiner weiß wie wir es geschafft haben, aber wir sind angekommen. Mombasa, bzw. Diani. Die Südküste Kenias, mit weißem Sandstrand und Palmen soweit das Auge reicht. Diese Aussicht haben wir die folgenden Tage ausgiebig genossen, einen Jahresvorrat an Ananas verdrückt, und uns auch dort einen Ausflug nicht nehmen lassen. Shimba Hills, sollte unser Ziel sein. Der Felsen, der Inspiration für Disney’s „König der Löwen“ sein soll. Während des Sonnenuntergangs konnte die traumhafte Landschaft genossen werden, welche sich unter uns erstreckte, und sogar ein Blick auf den Kilimanjaro weit in der Ferne erhascht werden. Ich hoffe man kann den Bildern entnehmen, was wir an dem Abend sehen konnten.
Kurz danach, waren Annas Tage in Kenia gezählt und der Flieger in die Heimat wartete schon.
Auf mich warteten schon wieder meine Schülerinnen, denn wie schon erzählt, habe ich begonnen den Karneval nach Kenia zu bringen. Da mir 36 Mädchen in einer Gruppe eindeutig zu viel waren, hatte ich vor der Reise die Gruppe durch drei geteilt, und auf verschiedene Tage gelegt. Montags Mittwochs und Donnerstags wird nun eine Stunde lang die Hall belegt und geübt. Bis jetzt kann sich das ganze schon recht gut sehen lassen. Sind wir also gespannt auf das Endergebnis im August. Der Plan ist, jeder Gruppe einen anderen Tanz beizubringen und diese am Ende der Schule vorzustellen und natürlich auf Video zu verewigen.
Nicht nur die Tänzerinnen haben auf meine Rückkehr gewartet, sondern auch meine regulären Deutschklassen. Nach Kulturstunde, Euro-in-die-Schule-mitbringen und ein paar Vokabeln kam der Wunsch auf, doch die deutsche Nationalhymne zu singen. Nachdem sie schon die Zeilen von „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“, begeistert mit Katharina geschmettert haben, wollten sie sich mal an dem Lied probieren, welches, ach wie schön daran zurück zu denken, letzten Sommer so oft durch die Wohnzimmer, Kneipen und Fanmeilen geschallt ist. Mehr oder weniger schöne Töne konnten Donnerstagsnachmittags in der Secondary School vernommen werden, denn bei aller Liebe und Übung, die Wörter und die Melodie ohne Noten, frei nach Gehör und dem Text an der Tafel zu singen, gestaltete sich etwas zu schwierig um nach einer Stunde 68 Mädels fit für die EM 2016 zu haben.
Den Freitag darauf sollten 50 Schülerinnen und Lehrer der Schule nicht in Klassenräumen verbringen, stiegen sie doch alle pünktlichum fünf Uhr früh in den Bus ein. Ziel: Kisumu. Ich mittendrin, denn Wochen zuvor kamen ein paar der Form 2 auf mich zugerannt und fragten aufgeregt, ob ich denn nicht auch an dem Ausflug teilnehmen wolle. Nachdem alle Zuständigen um Erlaubnis gefragt wurden und grünes Licht gegeben wurde, hieß es auch für mich an jenem Tag: früh aus dem warmen Bettchen steigen und auf nach Kisumu. Der Tagesplan war rappelvoll gepackt, denn vieles gab’s zu sehen und zu erleben. Erster Stopp: das Äquatormonument in Maseno. Dort kommt man jedes Mal vorbei, wenn man nach Kisumu oder wieder zurück fährt. Das heißt,ich habe schon gefühlte hundertmal die Seite gewechselt. Mal dreht sich der Wasserstrudel für mich links, mal rechts herum. Das zweite Mal hielt der Bus am Flughafen an dem wir das Starten und Landen der morgendlich ankommenden Flieger beobachteten. Für den Start des letzten Flugzeuges wurden wir sogar auf das
Rollfeld gelassen, was bedeutete alle man in einer Reihe aufgestellt und einmal ( für die meisten zum ersten Mal) durch die Sicherheitsschleuse. Für den nächsten Termin ging es auf die andere Seite des Geländes, denn dort wartete die Wetterstation und der Cargo-Flughafen auf uns. Da wir zu dem Zeitpunkt schon reichlich im Rückstand mit unserem Zeitplan standen, blieb nur ein kurzer Vortrag über die verschiedenen Gerätschaften und Messungen. Denn die Coca Cola Fabrik wartete schon darauf, dass 50 Personen durch das Tor stürmen und sich hinter Sicherheitsglas genau anschauen wie die beliebte Soda in die Flaschen kommt. Vom ersten Sortieren der Flaschen, bis hin zum Befüllen und Verschließen und dem letztendlichem Verpacken in Kisten wurde alles gesehen und beobachtet. Am Ende ist die Firma noch einige Fehlproduktionen zur großen Freude aller losgeworden, denn die an jenem Tag produzierte Cola durfte kurz genossen werden, bevor es auch schon weiter Richtung Stadtzentrum ging. Auf dem Weg zur Teabreak ging es vorbei am Slum, wo der Lehrer den Mädels zeigte, dass nicht jeder ein Heim (in einem der letzten Einträge habe ich mal beschrieben, wie traditionell gelebt wird) wie sie hat, sondern auch Leute in Wellblechhütten Tür an Tür leben. Nachdem Mandazis und Chai verputzt waren, wartet schon das nächste Ziel. Der Supermarkt Naivas, denn dieser besitzt eine Rolltreppe. Die komplette Gruppe stürmte den Laden, jeder fuhr mit der Rolltreppe in den ersten Stock und wieder runter. Für mich war das am Anfang gar nicht klar, dass wir dort nur hingegangen sind, damit jeder mal auf der Rolltreppe stand, aber ich als Stadtkind bin schon seit jeher gewöhnt in großen Kaufhäusern und Supermärkten mit Rolltreppen oder Aufzügen von A nach B zu fahren. Wieder etwas, dass mir gezeigt hat: nicht alles ist so selbstverständlich wie man denkt. Als die Meute wieder zusammengesammelt war (jeder war übrigens selbst verantwortlich Anschluss zu halten, nichts von deutscher Übervorsicht wir zählen zehnmal nach ob alle da sind war zu sehen) wurde der Bus erneut besetzt und auf ging die wilde Fahrt um Zebra, Schlange und Löwe guten Tag zu sagen. Ein kleiner Nationalpark, vergleichbar mit einem kleinen Zoo in Deutschland, fand sich am Ufer des Viktoriasees etwas außerhalb der Stadt. Tausende Fotos mit den tierischen Bewohnern wurden geschossen, die Strauße und Löwen bewundert und der ganze Park nach den Schlangen abgesucht. Viel zu schnell mussten wir weiter, ein Stück entlang des Viktoriasees zum Hafen. Bote wurden geentert, Kapitän gespielt, die Aussicht genossen und ein paar Informationen über den Güterverkehr mit Uganda und Tansania über den See aufgenommen. Und als bald wieder Platz in unserem fahrenden Untersatz genommen. Denn das Nationalmuseum durfte nicht auf der Lister der Dinge fehlen, die man in Kisumu gesehen haben muss. Hier gab es die fischigen Bewohner von Lake Victoria in Aquarien zu bewundern, traditionelle Werkzeuge, Schmucke, Waffen und Haushaltwaren in Schaukästen zu betrachten und das Heim eines Luos, klassisch angeordnete Hütten, zu beschauen. „Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schööööööööön……“ ! Ganz das Motto der drei Stunden eben Selbiger, die, begleitet von Gewitter und Regengüssen wie sie sich ein Wetterfrosch nicht schöner vorstellen könnte, am Ende eines schönen aber doch sehr anstrengenden Tages lag. Die vom späten Lunch gefüllten Bäuche wurden über Straßen und Wege geschaukelt, die zuletzt erbeuteten Einkäufe auf dem Schoß. Mangels Musik wurden zudem recht schnell die Stimmbänder in Schwung gebracht und unermüdlich ein Lied nach dem anderen zum Besten gegeben. Mehrstimmig und beklatscht natürlich. Einen schöneren Tagesaustieg hätte ich mir nicht wünschen können und so stieg ich zurück daheim sichtlich geschafft, aber super gelaunt aus dem Bus aus.
Der Trip könnte mit den deutschen Wandertagen verglichen werden, die man zu Freuden von Schülern und Lehrern vor den Ferien auf den bunten Terminzetteln finden kann. Denn auch in Kenia hat sich das erste Trimester dem Ende zugeneigt, und die lang befürchteten Klausuren schlichen sich in den Schulalltag. Für die Lehrer bedeutete das ein fröhliches Korrigieren und Noteneintragen. Das wunderbar Vertraute Spektakel habe ich mir nicht entgehen lassen, und so zückte ich auf ein Neues den Rotstift, zählte Punkte und trug Ergebnisse für auszuhändigende Zeugnisse in Excel-Tabellen ein. Die Pforten der Schule sind für drei Wochen geschlossen, bevor es auf eine neue Runde Anfang Mai zurück in die Klasse- und Internatsräume geht. Für die Internatsschülerinnen wartet ein neues Gebäude auf dem Schulgelände, bereit zum Einzug. Für uns bedeutet es, dass von Mai an keine Schülerinnen mehr schräg gegenüber auf dem Parishground wohnen, sondern Tagsüber die Kinder des Kindergartens über die Wiese tollen werden. Diese wurden übergangsweise in der Grundschule untergebracht und können nach sechs Jahren zurück in ihre alten Räume kehren.
Mit dem Ende der Schule stand schon das nächste große christliche Event vor der Türe. Es hieß „Fastenzeit Ade“ ( Wer von euch hat sechs Wochenlang seinen inneren Schweinehund überwinden können ?) und „Hallo Ostern“. Donnerstags fing der Ostermessenmarathon nachmittags an. Weiter ging es am Freitag mit einem Kreuzweg. Die Gemeinde machte sich gemeinsam von Uranga auf den Weg zum Parish und schritt dabei die Stationen des Leidensweges ab. Der Nachmittag hielt eine Liturgie bereit, zu der Katharina und ich eine englische Version der gelesenen Texte mitnahmen. Dann war es auch schon soweit, die Osternacht wurde gefeiert. Natürlich durfte kein Osterfeuer fehlen. Und dieses Jahr hatte ich wirklich ein Osterfeuer! Ein Baumstamm neben dem anderen wurde aufgetürmt und gab ein wunderschönes Feuer ab. Ostern war nun auch mehr oder weniger abgehakt und war auch ohne Eier suchen und Schokohasen eine schöne Erfahrung.
Eine andere Erfahrung, auch wenn sie nicht gerade schön, aber dennoch erzählenswert ist, trug sich letzte Woche zu. Während eines Spazierganges erzählte Trizah, dass sie im Krankenhaus, anlässlich eines großen Mitarbeitertreffens, eine Ente und ein Huhn schlachten, und zubereiten würde. Dabei ist anzumerken, dass beide Tiere als Bezahlung zu uns ins Krankenhaus kamen. Eine Patientin war nicht in der Lage, ihre Rechnung mit Geld zu bezahlen und brachte daher Huhn und Ente als Ausgleich. Ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die man in Deutschland nie finden würde, ich aber verdammt genial finde.
Um zurück zur Geschichte zu kommen, muss ich zuerst erwähnen, dass ich ein paar Wochen zuvor einem Freund dabei zusah, wie er ein Huhn schlachtete. Ich dachte damals schon, dass es eigentlich eine interessante Sache wäre, das selber mal zu machen. Denn für mich bedeutet es, wenn man Fleisch essen kann, sollte man auch bereit sein, das Tier zu töten. In Deutschland gestaltet sich so etwas ein wenig schwieriger, denn dort hat nicht jeder in seinem Garten das Geflügel, dass auf den Tisch kommt frei herumlaufen, sondern es wird sich das, was benötigt wird, an der Frischetheke oder wahlweise aus der Tiefkühltruhe gekauft. Jedenfalls meinte ich, doch eher locker und dadurch ermutigt, dass ich weder das Tier noch das Messer in der Hand hielt, sprich, ich nur im Kopf mit dem Gedanken spielen musste: „ ich bin dabei, ich will auch mal schlachten“ . Letzten Freitag stand ich also in der Küche des Krankenhauses und war im Begriff meine Worte des Vortages in Tat umzuwandeln. Leichter gesagt als getan, denn zuerst musste die Ente noch eingefangen werden. Ich weiß auch nicht weshalb, aber freiwillig wollte das gefederte Tier nicht zu mir kommen …. Nach ein paar unglücklichen Versuchen, kam mir Trizah zu Hilfe. Das Stadtkind lernt dazu 😀 Mehr oder minder elegant war das Werk ein wenig später beendet. Vincent und Trizah fanden ungemeinen Unterhaltungswert an mir und dem Kampf mit der Ente und haben mich ein wenig ausgelacht, aber waren am Ende auch ein wenig stolz, dass ich es durchgezogen habe. Gefallen hat es mir zwar nicht, und ich reiße mich nicht darum, das nochmal zu machen, aber interessant und lehrreich war es allemal. Und ich muss zugeben, nach dem Aufwand hat es auch noch einen Tacken besser geschmeckt.
Ein langer, langer Eintrag findet hier nun sein Ende. Ich hoffe ihr habt bis zum Ende durchhalten können, und falls ja, verspreche ich hier den nächsten Eintrag zeitnäher zu Tastatur zu bringen, damit nicht mehr so viel auf einmal berichtet werden muss.
Bye byebutterfly oder so ähnlich …..

Maerz 2015

Lehrerin, Krankenhausgehilfin, Fußballerin.
Vor ungefähr vier Wochen bin ich wieder in Uradi angekommen, frisch aus dem Urlaub und dem Seminar, bereit für die zweite Hälfte meines Uradijahres. Und das hatte mich fünf Minuten nach meiner Ankunft absolut wieder. Nach kurzem Verschnaufen und Auspacken wollte ich allen Leuten Hallo sagen gehen, und damit direkt im Krankenhaus beginnen. Denn Katharina hatte mir am Tag zuvor schon „viel Veränderung“ angekündigt. Gespannt wie ein Flitzebogen bin ich daraufhin rüber gelaufen um mir selber ein Bild davon zu machen. Viel Veränderung in nur zwei Wochen? Absolut. Zum einen hat die große Zisterne einen „Holzdeckel“ bekommen auf dem man nun, anstatt auf dem schrägen Plasitik der Tankoberseite, laufen kann, zum anderen wurden die bis dahin als Lager genutzten Räume gestrichen, denn zwei neue Clinical Officers wurden erwartet. Einer der beiden, Boniface, ist am Abend zuvor schon angekommen und war zu dem Zeitpunkt fleißig am einrichten. Vincent, der zweite ist ein paar Tage später angekommen.
Die Schule hat wieder geöffnet, der Streik ist vorbei und ich übe mich selber wieder im Dasein einer Deutschlehrerin. Meine neuen Form eins, 68 an der Zahl, sind super putzige Mädels die ich Donnerstags für eine Doppelstunde unterrichte. Bis jetzt auch noch echt niedlich und schüchtern, gut für mich wenn sie sich selber unter Kontrolle halten  Mit denen hab ich jedes Mal eine Menge Spaß, hab mit über Deutschland gequatscht, die Monate Wochentage und Zahlen bis zehn schon eingeführt und Videos der Mädchengarde geschaut. Ich wollte meinem Zooschild von damals als Zebra zu Kraneval „bringt den rheinischen Frohsinn nach Kenia“ alle Ehre machen und hab mal gezeigt was Karneval so ist. Geendet hat es jetzt damit, dass ich ab nächstem Donnerstag eine kenianische Mädchengarde habe. Die Begeisterung war groß und ebenso die Frage : „kannst du uns das nicht beibringen?“, sodass ich nach der Stunde zu Schulleiterin gegangen bin und gefragt habe, ob ich das nicht donnerstags während den Clubs anbieten kann. Kein Problem und so werden ab jetzt auch am Äquator die Beine geschmissen. Wo mir sin is Kölle!
Meine Form zwei (äquivalent zur zehnten Klasse in Deutschland) macht auch Spaß ist aber um einiges anstrengender. Schön in der Pubertät machen 50 Mädchen eher das was sie wollen, als was sie sollen. Der Plan ist jetzt sie mit einem Wettbewerb zu ködern. Die Deutschklasse die besser in der Klausur ( ja genau ich darf denen auch eine Klausur stellen :D) ist, bekommt zur Belohnung was Süßes. Vielleicht reizt das ja die Motivation.
Was ist denn noch so passiert? Ach ja. Ich bin jetzt absolute Profifußballerin! Dreimal die Woche geht es für die Schülerinnen nach dem Unterricht noch auf den Sportplatz für die „Spielzeit“. Fußball, Netball, Volleyball. Man kann spielen was Spaß macht, oder es sich im Schatten gemütlich machen. Ein bisschen Bewegung schadet mir nicht, habe ich mir gedacht, und so spiele ich jetzt immer mal wieder Fußball. Naja ich versuche es zumindest, aber es wird jedes Mal ein wenig besser. Ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen, denn Übung macht bekanntlich den Meister. Ob jemals einer aus mir wird steht in den Sternen, aber selbst wenn nicht, mir egal ich hab Spaß 😀
Neben meiner Arbeit im Krankenhaus war ich zum einem auch außerhalb meines Unterrichts in der Schule und habe Klausuren korrigiert. Bei Business studies bin ich relativ schnell ausgestiegen, aber Bioklausuren waren was feines. Die Ahhhh-Momente, das hatte ich doch auch mal, kamen immer wieder vor und ein wenig habe ich mich in meine eigene Zeit am LLG zurück versetzt gefühlt.
Semesterferien = Besucherzeit. Seid ich wieder daheim vom Seminar bin, haben wir einen regen Besuch an Leuten aus Deutschland. Ein paar Ehemalige haben ihre Flucht aus der Kälte angetreten und sind ins warme Kenia gekommen. Zur Zeit sind Miriam und Judith bei uns im Parish, die beide letztes Jahr hier gelebt haben. Ich find es super interessant zu sehen, was der Jahrgang vor mir so alles gemacht hat. Es lag nur ein Monat zwischen ihrer Rückkehr und unserer Ankunft in Uradi und trotzdem haben wir ganz unterschiedliche Sachen erlebt bisher.
Und auch meine Schwester ist Dienstagabend gelandet. Wie damals bei meiner Ankunft die anderen Freiwilligen, habe auch ich brav am Zaun gestanden und gewunken. Ein bisschen ungläubig, dass da wirklich meine Schwester in das Gebäude des Kisumu INTERNATIONAL Airport läuft, aber natürlich voller Vorfreude. Nach Fünfeinhalb Monaten weg von Deutschland war es schön ein vertrautes Gesicht begrüßen zu können. Je nach dem bekommt ihr von ihr einen „Gasteintrag“ in dem sie von ihrer Sicht auf Kenia schreibt, denn ich befürchte ich verliere so langsam aber sicher das Gefühl dafür, was aufregend, anders oder interessant für euch zu erzählen ist. So schnell schockt mich nicht mehr viel, denn alles wurde schon gesehen oder erlebt, oder ist einfach normal für mich geworden. Wenn jemand eine Frage über etwas hat, oder eine Anregung worüber ich mal schreiben soll: nur her mit den Vorschlägen, kommentiert einfach diesen Beitrag und ich werde sehen was ich so erzählen kann.
Apropos fünfeinhalb Monate! Halbzeit, Gipfelfest, Mitte, Hälfte was auch immer… Es ist soweit, ab jetzt muss ich meine Tage wohl oder übel runterzählen. An dieser Stelle macht sich ein Fazit zur bisherigen Zeit meiner Meinung nach prächtig. Und los:
Das erste Wort das mir in den Sinn kommt? Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich hier sein darf, ich bin dem FSD dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde mein Jahr in Uradi zu verbringen, meiner Mutti und meiner Schwester, die sich tapfer von mir trennen konnten und mich haben ziehen lassen, den Leuten in Uradi, die mir wunderschöne Momente gegeben haben, mich wie selbstverständlich aufgenommen haben und einen Teil der Gemeinde sein lassen und natürlich allen Leuten, die sich am Unterstützerkreis beteiligt haben. Das zweite Wort ist wohl, wie ich schon mal gesagt hatte: Achterbahn. Hochpunkte, Tiefpunkte, Strecken der Aufregung und Euphorie, Strecken zum Ausruhen und Erholen. Und das dritte Wort ist: Vielfalt. In jeder Hinsicht. Vielfalt an Menschen, Leute die ich in mein Herz geschlossen habe, Leute die mir manchmal sehr auf den Keks gehen, Farbenvielfalt der Natur, Vielfalt im Alltag und undund. In den letzten Monaten ist eine Menge passiert und ich bin gespannt was in der zweiten Halbzeit noch so alles auf mich zukommt. Denn ich kann sagen, ich lebe jetzt in Uradi. Ich bin angekommen, habe meinen Freundeskreis, meine „Arbeit“, kenne mich aus und fühle mich Pudelwohl.
Was ich mir für die nächste Zeit vornehme?
Noch in zwei anderen Schulen vorbeischauen und dort ggf. ebenfalls arbeiten, ein wenig reisen um etwas vom Rest Kenias zu sehen und die letzten Monate genießen, denn sie werden viel zu schnell vorbei sein.
Bis zum nächsten Eintrag!

13.02.2015

Sommer, Sonne, Sonnenschein oder heiß, heißer, zerflossen !

Montags dem 12.01, schnell noch den Rest Sachen in den Rucksack geworfen, alles abgeschlossen, zugemacht und das Haus urlaubsparat hinterlassen. Proviant geschmiert und ein Tässchen Kaffee für den Koffeinboost getrunken. Die Uhr zeigt fünf und die Fahrt beginnt. Mit Father und Sister erstmal nach Kisumu gefahren und ein zweites Frühstück eingeworfen um danach ins Tuk Tuk zu steigen, dass uns zum Flughafen bringen sollte. Schon bald sind die Freiwilligen aus Sega mit Sack und Pack zu uns gestoßen, bereit für den Kenyan Airways Flug von Kisumu nach Nairobi. Der erste Teil der noch langen Anreise ins Paradies konnte abgehakt werden. Mit sechs Leuten, Keksen, Rätselheften und einem Café gehen vier Stunden Aufenthalt schnell um und eh wir uns versahen wurden die Anschnallzeichen im Flugzeug eingeschaltet, die Rückenlehnen und Tische in ihre Ausgangsposition gebracht und tansanischer Boden berührt. Flug Nairobi-Dar es Salaam: Check! Und dann kam die Wand. Gegen die ist jeder erst einmal unweigerlich gelaufen. Hitzetraining hatte ich die letzten vier Monate ausreichend, aber Dar ist eine ganz andere Kategorie. Herzlich Willkommen in der Küstenregion. Gratis dabei: die Luftfeuchtigkeit 😀 Lange Zeit zum akklimatisieren blieb nicht, denn die Passkontrolle hat schon gewartet. Mit unserem derzeitigen verlängerten kenianischen Visum, konnten wir doch nicht einfach so einreisen, ein tansanisches musste her. Und dafür zunächst einmal Geld. Der gute Sicherheitsmann musste mit vieren von uns raus aus dem Flughafen Gebäude zum nächsten Geldautomaten. So schnell wie mit ihm war ich noch nie durch eine Passkontrolle gelaufen!  Wenn es nicht so eine blöde Situation gewesen wäre, hätte man sich schon fast wie ein Promi fühlen können! Ach und dann kam die tansanische Währung. Monopoligeld vom feinsten! 10.000 Schillingscheine hielten wir alle in der Hand, eine Stange Geld! Richtig reich fühlt man sich dann. Naja gut, zumindest ( im wahrsten Sinne des Wortes) auf Papier. Leider hat so ein Schein einen Wert von 5€…

Nun gut, das Wechselbüro ist danach seine Dollars an uns losgeworden, wir die Dollars an die Mitarbeiter der Einreisebehörde, die wiederum einen Stempel in unseren Pass, der Flughafen unser Gepäck zurück an uns und wir ein paar Nerven an der langen Reise und dem Visumsbeschaffungsprozess. Wie willkommen war uns dann die Klimaanlage des Taxis! Etwas Abkühlung konnte jeder von uns gebrauchen. Und endlich, endlich (es war bereits dunkel) sind wir im Hostel angekommen.  Dort sind wir auf ein paar andere Freiwillige getroffen, die ihr Zwischenseminar schon hinter sich hatten, und mit denen wir den Abend auf der Dachterasse des gegenüberliegenden Hotels haben ausklingen lassen.

Der nächste Tag ging früh los, Fährticket nach Sansibar, Geld und tansanische Handykarte wollten besorgt werden. Alles bekommen, 12:30 erreicht, das Festland hinter uns gelassen. Der letzte Abschnitt zum Urlaub angetreten.

Sansibar. Wunderschönes Sansibar. Wir waren angekommen. Strandbungalows im Osten der Insel, direkt am Strand, Sandboden inklusive.  Ein bisschen unwirklich in die Welt der Touristen einzutauchen, nach dreieinhalb Monaten Uradi. Türkises Wasser und weißer Strand. Fotos folgen sobald ich die Möglichkeit von gutem Internet habe. Die sagen auch viel viel mehr aus als tausend Worte. Es war eine Woche wunderschöner Urlaub J . Wir haben fleißig Strand und Meer genossen, waren auf dem legendären Essensmarkt in Stonetown und haben uns dort die Bäuche voll geschlagen, waren ein wenig feiern, haben die Abende nett in unserem Lieblingslokal (Bausinga, fast wie Bazinga ;D) verbracht und eine richtig tolle Schnorcheltour gemacht. Bei selbiger haben wir neben zahlreichen Fischen, Korallen und Quallen auch eine Wasserschildkröte gesehen, Früchte auf einer Sandbank mitten im Indischen Ozean gegessen, am Land einen Baobab-Baum erklommen, noch mehr gegessen und eine „echt typische“ Afrikanische Musikgruppe zum Mittagessen gesehen. Weil ja auch alle Einheimischen in Tigerprint auf Zebratrommeln hauen und den lieben langen Tag Hakuna Matatta rufen. Den Vollblut-Turis der anderen Boote hat’s gefallen, und wollten unbedingt ein Foto zusammen mit den „Tansanierinnen“.Wenn allerdings auch nur so ein Bild präsentiert wird, können sie es aber wohl schlecht besser wissen …. Lassen wir sie also in ihrem „König-der-Löwen“ Glauben. Dadurch bekam für mich diese doch etwas geschmacklose Darbietung ein gewisses Maß an Unterhaltungswert 😀

Immer wenn es schön ist, verfliegt die Zeit noch schneller als ohnehin schon. Viel zu schnell mussten die Koffer gepackt werden und unsere liebgewonnene Strandhütte verlassen werden. Dar es Salaam calling! Zwischenseminar 2 2015 der FID stand uns bevor.

Insgesamt 29 Freiwillige, verteilt auf: Uganda, Tansania, Sambia und Kenia, zählte die Gruppe, ebenso wie 3 Teamer. Eine Woche war Platz und Zeit sich auszutauschen. Geht’s euch auch so? Wo habt ihr Schwierigkeiten? Hat jemand einen Tipp ? Rassismus, Entsendeorganisation, Projektfluss. Quatschen, reflektieren, vornehmen. Und irgendwie eine Woche Deutschland. Die Unterbringung war etwas außerhalb des Stadtzentrums, ein Spiritual Center, gegründet von einem Schweizer Priester. Man hat vergleichsweise wenig Locals gesehen, aber jeden Tag 31 andere Deutsche, nur Deutsch gesprochen, die Abende mit typischen Großgruppenspielen, dem ein der anderen Bier oder skypen (Wlan sei Dank) verbracht. Fast hätte man meinen können, man wäre wieder in der AGEH in Köln bei der Vorbereitung. Es war für mich zwischendurch zwar das ein oder andere Mal ein komisches Gefühl, vorallem wenn man dann doch wieder die volle Breitseite Tansania abbekommt, auf dem Weg zum ATM, aber an und für sich eine willkommene Abwechslung mal unter Gleichgesinnten zu sein. Ich fand es super spannend von anderen zu hören, wie ihre Projekte laufen, was sie den ganzen Tag treiben, wie sie untergebracht sind und sie generell mit ihrem neuen Leben klar kommen. Vom Leben als einziger Freiwilliger in einer Gastfamilie, bis hin zu Vieren die quasi als WG wohnen, war alles vertreten und lieferte reichlich Stoff für Geschichten.

Das Seminar habe ich in vielerlei Hinsicht in guter Erinnerung. Nette Leute, gute Atmosphäre, die 3 ???, Wenn ich Du wäre, Indiaka, ein Nachmittag am Strand und ofenwarmer! Marmorkuchen. Außerdem hat mir die Woche sehr geholfen, zum einen in Hinblick auf das Jahr selber (was ist in der vergangenen Zeit passiert, was war gut, woran kann ich noch arbeiten, was möchte ich noch erreichen, wie steht es um mich selber ?) aber auch mit Blick auf meine Rückkehr. Denn so normal wie wir Deutschland erwarten werden, wird es nicht sein. Ein Jahr Dorfleben lässt mich (schon jetzt) bei einer Ampel und asphaltierter Straße durchaus etwas aus dem Häuschen geraten 😀

Doch nach dieser Woche war die Reise noch nicht ganz vorbei. Sören, Moritz und meine Wenigkeit, wollten nicht wieder mit dem Flieger zurück nach Kenia reisen, sondern die Möglichkeit beim Schopfe packen und etwas von der atemberaubenden Natur sehen, die die Strecke nach Hause zu bieten hat. Mit dem Dar Express, dem Überlandbus von Dar es Salaam nach Nairobi, sollte es am Donnerstagmorgen zurück in unsere geliebte trockenere und ein wenig kältere Klimaregion gehen. Nachdem wir mit mehr oder weniger Komplikation an unsere Ticket gekommen sind, mit der Hilfe der Kartenverkäufer eine günstige Unterkunft für die Nacht aufgetrieben haben, wurde, zwecks Wegproviant, der nächste Uchumi Supermarkt überfallen, in dem kleinen Hotel (nicht wie in Deutschland gemeint, hier sind es „Restaurants“) gegenüber des Hostels eine Orangenschorle getrunken und der Abend noch gemütlich ausgeklungen. Die Busfahrt war erstaunlich schnell vorbei und bot uns über die 14 Stunden Fahrt, eine Vielzahl an Vegetation: von trocken bis grün, von Ananasplantage soweit das Auge reicht bis hin zu den Hängen des Kilimanjaros. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Ein Zwischenstopp in Nairobi, Besuch beim immigration office für das Visum, Sandwich bei Subways!, Ausflug auf den Conferencetower der eine Sicht über ganz Nairobi bietet, inbegriffen. Letzteres war sehr interessant, denn an unsere Fersen hatte sich „der einzige Tourguide des Towers“ geheftet, welcher uns Namen und Geschichten jeglicher Gebäude in sichtnähe sowie Sehenswürdigkeiten und Landmarken in den jeweiligen Himmelsrichtungen zum Besten geben konnte.

Am Abend hieß es auch hier wieder Abschied nehmen. Unser Bus lieferte uns Samstagsmorgens in Sega ab, wo ich dann noch den Rest der Nacht geschlafen habe. Nach meinem Mittagessen-Frühstück fand ich mich auf einem Piki wieder, auf eine letzte Fahrt nach Uradi. Nachmittags war ich endlich wieder zu Hause.

Es war eine wunderbare Zeit! Und genauso wunderbar war es dann wieder in Uradi zu sein. All die bekannten Gesichter und Freunde wieder zu sehen, mein Bett wieder zu haben und nicht mehr in einer Luftfeuchtigkeit von gefühlten 90% zu sitzen.

In diesem Sinne: Grüße aus der Heimat!

12.01.2015

Ein neues Jahr ist angebrochen- Hallo 2015!

Das musste zelebriert werden, also am Abend vom 30.12 den Wecker auf 4.45 Uhr stellen, am morgen des 31.12 um selbige Zeit aufstehen, die sieben Sachen packen, schnell ein paar Scheiben Toast aus dem Parishhaus einsammeln und dann pünktlich um 5:30 am Tor stehen und auf Mama Flora warten. Um in das neue Jahr zu feiern, haben wir Freiwilligen uns alle zusammen in Kisumu getroffen. Um noch ein paar Besorgungen zu erledigen und ein Internet Café zu nutzen, sind Katharina und ich mal wieder als früher Vogel aus unserem Nest „Uradi“ geflogen um den Tag über genügend Zeit zu haben. Untergekommen sind wir im Sooper Guest House, ein Hostel in Kisumu Downtown, das über eine coole Dachterasse verfügt. Der Blick von dort aus ist ziemlich gut, es gab Bänke und Tische und bot uns dadurch eine gute Location um um zwölf Uhr Mitternacht ein kleines Feuerwerkchen zu starten. Niedlich, aber immerhin! Wir waren auch so ziemlich einzigen die ein farbiges Lichtspiel entzündet haben, zumindest konnte ich auf den Straßen nichts sehen. Scheint wohl nicht so hip zu sein 😀 Dafür sind wir dann im Anschluss noch eine Runde feiern gegangen und haben dort die auf der Straße fehlenden Leute auf der Tanzfläche gefunden. Es war laut, es war voll, es war heiß und hat eine Menge Spaß gemacht!

Am 1.1.2015 ging’s nach dem Frühstück auch wieder zurück nach Hause, Besuch mehr oder weniger im Gepäck. Jenny, eine Ehemalige aus Uradi ist zur Zeit in Kisumu und für drei Tage auf Besuch zu uns ins Dorf gekommen. Der Plan war, von Siaya aus zusammen zu fahren, aber wie wir sind ja in Kenia, Zeitpläne gehen meistens nicht auf. Sie war dann doch noch länger als geplant bei einer Freundin zu Besuch. Wir haben uns dann letztendlich abends in Uradi getroffen. Und ganz ganz ganz viel gequatscht und die besten „wir-mal-wieder-herrlich-Deutsch-in-Kenia“ Geschichten ausgetauscht. Eben die Situationen in denen man sich nachher an den Kopf packt, über sich und die ganze Situation lacht. Oder die Situationen in denen man auch einfach über Kenia und sein System lachen muss, weil es für uns einfach total verquer ist, angefangen bei zwei Leuten auf dem Fahrersitz bis zum Schaf das breitbeinig vor den Fahrer auf das Piki geschnallt wird.

Apropos Verkehrsmittel: Piki! Ja die lieben Pikis. Die Motorräder die alles und jeden, gestapelt, gebündelt, vollgestellt, ganz nach dem Motto: „sitzt, passt, wackelt und hat (noch) Platz, von A nach B transportiert. Die Fahrer sind in meinen Augen die Tetris-Helden schlechthin! Jedenfalls, was ich eigentlich erzählen wollte, war vom Sonntag, dem 4.1. Wir hatten die Seminarians nur noch ein paar Tage, aber ich wollte es wissen. Ich wollte auch Piki fahren können. Deshalb ging es am besagten Sonntag mit Moses auf in meine persönliche Fahrschule. Zuerst Anfahren lernen auf dem Platz vor dem ehemaligen Kindergarten, dann zum Schulhof der Kabura Secondary School zum Üben und dann quer durch die Gegend. Zwei Stunden später, konnte ich von mir behaupten „Pilot“ zu sein. Das hat zumindest Moses gesagt 😀 Der geduldig das anfängliche Ruckeln und Huckeln hingenommen hat, nicht vor Angst gestorben ist und es am Ende geschafft hat aus mir eine recht anständige Fahrerin zu machen. Am Montag hab ich ihn dann nach Siaya gefahren, dort wollte er ein paar Sachen erledigen, und zurück nach Hause. Natürlich ganz brav mit den Helmen, die wir uns vom FSD aus, an Neujahr in Kisumu gekauft haben 😉  Das macht auf jeden Fall eine ganze Menge Spaß !

Seit Donnerstag sind wir allerdings wieder eine kleine Familie. Denn unsere drei (Ersatz-/Gast-/Gäste-) Brüder sind allesamt zurück in der Schule. Katharina und ich sind uns einig, wir freuen uns riesig wenn sie im Mai wieder kommen, denn über den vergangen Monat sind sie uns ziemlich ans Herz gewachsen, mit all ihren Albernheiten, Späßen, und der fröhlichen Art. Dafür habe ich am Dienstag von meiner Schwester die Bestätigung bekommen, dass sie im März auf einen Besuch nach Kenia kommt J Eine der vielen Besucher, die wir ab Februar haben werden, denn die drei Jungs waren so etwas wie der Startschuss für eine Reihe an Besuchern. So ruhig wird also doch nicht werden in unserem Dörfchen.

Ansonsten habe ich gar nicht mehr viel zu berichten, denn es bleibt wie gehabt, wir sind die meiste Zeit im Krankenhaus, zu Besuch bei Freunden oder in einem Meeting. Denn die Schule hat immer noch nicht wieder geöffnet. Wenn ich mich nicht irre, gibt es seit 1997, regelmäßige Lehrerstreiks. Die Lehrer stehen im ständigen Disput mit der Regierung und verlangen mehr Gehalt. Aber so ein Streik, den es meines Wissens nach so ziemlich jedes Jahr mal gibt, dauert dann auch mal eben 3 Wochen, einen Monat oder je nach dem länger. Der momentane Streik ist auf 3 Wochen angesetzt, so genau weiß das aber keiner. Wir hoffen, dass es, wenn wir vom Zwischenseminar wieder kommen, im Februar wie gewohnt weitergeht und wir auch wieder in die Schule und den Kindergarten gehen können.

Genau, Zwischenseminar. Deshalb wollte ich jetzt auch nochmal Blog schrieben, denn ab Montag findet man mich in Tansania. Zuerst eine Woche Urlaub auf Sansibar und dann eine Woche Zwischenseminar in Dar es Salaam. Ich bin mal sehr gespannt auf das Seminar, zumal Katharina und ich letzte Woche auf zwei Projektideen gekommen sind, die wir auf dem Seminar gerne mal genau durchdenken und planen wollen. Gerade deshalb finde ich es mittlerweile auch gar nicht mehr so störend für zwei Wochen weg zu sein. Ende Dezember hatte ich gar keine Lust so lange wegzufahren, ich bin gerade auf dem besten Wege hier anzukommen, Fuß zu fassen, mir mein Leben aufzubauen. Eingelebt habe ich mich schon lange, aber Ankommen ist eine ganz andere Geschichte. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt in diesem „Prozess“ gestört gefühlt, aber jetzt zwei Wochen später, sieht das, wie gesagt, schon wieder ganz anders aus. Schon wieder ein schönes Beispiel wie schnell sich hier alles, bzw. mein Standpunkt sich ändert. Manchmal denke ich echt, mein Aufenthalt ist eine Achterbahnfahrt. Nicht wegen Hoch- und Tiefpunkten, sondern wegen der Vielseitigkeit, den Änderungen und der Unvorhersehbarkeit. Denn ich denke auch gerade deshalb hatte ich noch nicht die fette Krise. Klar, vor Weihnachten wurde das Herz doch schwer wenn ich an Deutschland gedacht habe, aber zu keinem Zeitpunkt saß ich in meinem Zimmer und wollte nach Hause weil alles Doof war. Denn dazu ist es hier zu schön, zu interessant und zu aufregend. Und es geht in rasender Geschwindigkeit der Halbzeit zu! Anfang März wird schon zum Gipfelfest geläutet. Wie gesagt, die Achterbahn ist die beste Metapher, aufregend, spaßig, unvorhersehbar, ruckelig und einfach zu schnell vorbei. Allerdings will ich jetzt noch nicht über meinen Abschied reden, der ist dann ja doch noch recht lange hin! Zum Glück! Und bis dahin haben wir noch ganz viel vor. Was genau, erzähle ich nach dem Seminar, wenn ich eine Vorstellung davon habe, ob und wie alles (hoffentlich) klappt, was wir uns vorgenommen haben.

Haltet die Ohren steif, macht euch auf Paradies Bilder von der Insel bereit, startet gut in ein neues Jahr und an alle Mitglieder der Altstadtfunken: Ich hoffe ihr hattet einen tollen Funkenappell!

Alaaf und Au revoir!

 

29.12.2014

Weihnachten im Sommer, das liebe Visumschaos und was es sonst noch so zu berichten gibt.

Fangen wir von vorne an, bzw. nach dem letzten Eintrag. Am Mittwoch hab ich ein ganz tolles „Überraschungspaket“ von meiner Familie bekommen. Das hieß also einmal nach Uranga laufen zum Postoffice, das Paket holen, und dann eine halbe Stunde zurück zum Parish wandern. Aufgemacht, reingeschaut, und einen Mini-Tannenbaum mit Lichterkette entdeckt. Die Weihnachtsdeko war dadurch vervollständigt und da wir unseren kleinen grünen Stimmungsmacher auf unser Regal gestellt haben, konnten sogar die Geschenke ganz klassisch unter dem Baum liegen und wie jedes Jahr von dort aus unsere Geduld auf die Probe stellen 😉 Leider haben meine Plätzchen auf dem Weg zu mir den Besitzer gewechselt, aber Katharina hatte dafür noch ganz viele, die sie von ihrer Familie bekommen.

Die haben wir uns, nach der ausführlichen Inspektion des restlichen Paketinhaltes, geschnappt und sind zum Krankenhaus gelaufen. Denn an dem Tag war Lilians Geburtstag, und auf Dauer ist Wackelpudding ja auch langweilig, deshalb gab’s Kekse zum Fest. Außerdem kann man schlecht erklären was Lebkuchen und Marzipan, die wohl größten Weihnachtsklassiker, sind. Das muss ja probiert werden und alleine Kekse essen ist auch doof. Die Weihnachtsschmankerl wurden von allen Beteiligten mit einer beeindruckenden Ehrfurcht  gegessen, was mich sehr fasziniert hat. Für mich ist der süße Kram ja absolute Normalität, vorallem wenn er einem schon im Oktober hinterher geworfen wird, kann ich den meistens nach den Festtagen auch nicht mehr sehen bis es im nächsten Jahr von vorne losgeht, aber für unsere Lieben war es ja absolut ungewöhnlich. Zimtstern und Co. hat auf jeden Fall den Süße-Test bestanden. Danach hat wurden wir alle von Lilian zu einem Soda in Opar eingeladen. So saßen wir dann gemeinsam abends bei Maurice’s (der Shop von unserem bewährten Pikifahrer) und hatten unsere, wie die Anderen sagten, verfrühte Weihnachtsfeier. Darüber habe ich dann auch ganz schnell meinen Ärger über die verloren gegangenen Printen vergessen.

Nach der Limo musste Lilian noch beim Schneider ihrer Kleidung einsammeln, die sie zum flicken weggebracht hatte. Neben dem Schneider liegt ein kleiner Pub und von der Hinterseite konnte jeder schon aus einiger Entfernung die Bässe dröhnen hören. Ich wollte sehen was sich da hinter der unscheinbaren Bambuswand versteckt, hab mir Trizah geschnappt und einen Blick gewagt. Ich hab mich ein bisschen wie in einem Tanzfilm gefühlt. Denn gefunden habe ich ein paar fette Boxen und eine Menschenansammlung die sich bereit macht wenig später zu den Beats zu tanzen. Ich wurde zwar ziemlich angestarrt aber ich fand das einfach nur so abgefahren, dass ich noch ein Weilchen mit Trizah stehen blieb und ein bisschen dabei zuschaute wie drei Männer schonmal ein bisschen auf „Tanzfläche“ tanzten. Ganz anders als ich aus Deutschland gewohnt bin. Wie gesagt, ein bisschen wie bei Step Up… nur ein anderer Stil…

Erdnusspellerei

Erdnusspellerei

Als wir am Freitag im Krankenhaus angekommen sind, dachte ich zunächst es liegt wieder jemand in den Wehen. Denn scheinbar alle vom Personal hatten blaue Einwegkittel an. Dann sah ich allerdings zwei fette Säcke Erdnüsse. Die ungewöhnliche Kleidung wurde an diesem Freitag zum Top-Trend, da Erdnüsse pellen und Putzaktion auf dem Tagesplan stand. Für letzteres wurde von David, Jerry und Toni der Kittel mit einer Papiermütze gepimpt. Die drei sind nämlich mit Besen und Wedel durch den Flur gelaufen und haben Schmutz und Spinnweben von der Decke geholt. Es sah einfach zum schießen aus. Wir haben uns indes der Erdnussfraktion angeschlossen, welche zur Aufgabe hatte, die frisch geernteten Erdnüsse aus ihren Schalen zu befreien. Ich kann nur sagen, ich werde nie wieder auch nur eine Erdnuss essen können ohne dabei daran zu denken wie ewig es dauert allein eine kleine Dose, wie man sie von Ültje und co. kennt, zu füllen. Nach einer Stunde war weder der Sack mit den noch zu pellenden Erdnüssen, noch der Haufen gepellter Nüsse beeindruckend gewachsen. Aber es war sehr nett beisammen zu hocken und was zu quatschen .

Am Montag saßen wir wie gewohnt beim Clinic Day, bis von Max aus Sigomre die Nachricht kam, bis zum Abend müssen alle Pässe bei ihm und Frie sein. Der Grund: die liebe Kenianische Bürokratie. Denn bis dato waren unsere seit längerer Zeit versprochenen Resident-Visa immer noch nicht fertig. Deshalb sollte Montagabend die Reise nach Nairobi angetreten werden um etwas Bewegung in die Sache zu bringen. Ich hab‘ mir also unsere Pässe geschnappt, bin nach Sega gefahren um die dort abzuliefern, damit sie von Mo mit nach Sigomre genommen werden konnten und bin wieder zurück. Während meinem Trip sind dann aber auf einmal doch ganz viele Mütter und Schwangere für ihren Check Up zum Krankenhaus gekommen, weshalb ich Katharina immer noch hinter unserem Clinic Tisch gefunden habe als ich zwei Stunden später wieder in Uradi war. Unseren Resident Status haben wir leider immer noch nicht, dafür aber, nach ein bisschen Schmiergeld, wenigstens ein verlängertes Turistenvisum. Wenigstens besser als nichts 😉

Am Dienstag sind wir dann aufs Feld gegangen. Die Erdnüsse vom Freitag waren erst der Anfang von vielen die noch folgen werden! Denn bevor eine Erdnuss lecker geröstet gefuttert werden kann, muss der beliebte Kneipensnack zwei Trennungen durchstehen. Neben dem Abschied von seiner Schale, muss zuerst der Pflanze Lebewohl gesagt werden.  So standen wir am besagten Morgen hinter dem Krankenhaus auf dem Acker und pflückten Nuss für Nuss von ihrer Pflanze. Wirklich, ich werde immer daran denken müssen, wie lange das dauert. Mal eben ein paar Nüsse kauen, nein das geht nicht mehr 😀 Zumindest nicht, wenn ich weiß, das der ganze Pflückvorgang per Hand erledigt wurde.

Mittwoch= 24.12.= Weihnachten J

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Nach dem Frühstück ging’s auf auf mit Felix in die Kirche um festliche Deko in das Gotteshaus zu bringen. Erst wurde mit Stoff der Altar behängt, dann die am Vortag angefangene Krippe zu Ende bestückt, der Weihnachtsbaum dahinter aufgestellt, dieser auch geschmückt, an die Pfeiler blau-weiße Schleifengebilde gehängt und an die Wand eine ( vorher von Sister und mir gebastelte) Girlande gehängt. Alles in Glitzer, Blink und Satin. Am Anfang war ich doch sehr skeptisch wie das Endprodukt aussehen wird, aber ich fand, es war soviel Kitsch, dass es am Ende doch irgendwie stimmig und auf seine Art schön war.

 

sogar das Parish Haus wurde geschmueckt, auch wenn ich mich dadurch wie an Karneval gefuehlt habe, wer erraet wieso ? ;)

sogar das Parish Haus wurde geschmueckt, auch wenn ich mich dadurch wie an Karneval gefuehlt habe, wer erraet wieso ? 😉

Am Nachmittag war alles fertig und bereit für den Abend.  Um sieben stand das obligatorische Krippenspiel auf dem Plan. Das wurde von der Jugend aufgeführt. Von ganz klein bis „ganz groß“ war alles vertreten. Und es war das lustigste und unterhaltsamste Stück das ich je gesehen habe! Auch wenn es auf Luo war. Aber die Geschichte kenn ich ja schließlich und der Witz lag weniger im Text als in der grandios (teilweise) übertriebenen Darstellung. Überspitzt marschierende Soldaten und Begrüßungsrituale die mit Klapps auf den Hintern enden haben nicht nur mich herzlichst lachen lassen! Nachdem unsere Lachmuskeln so beansprucht wurden war mir auch wieder gewohnt warm. Ich muss dazu erwähnen, dass es am 24. Ungewohnt „kühl“ war. Es hat den ganzen Tag hindurch immer mal wieder geregnet. Die Folge waren nur noch 20 Grad Außentemperatur. Für mich 30 grad Verwöhnte und Gewöhnte doch etwas milder 😉 Was ich allerdings sehr begrüßt habe, da ich dadurch noch etwas mehr in Stimmung gekommen bin, denn kühles Wetter hat mich an Deutschland erinnert. Jedenfalls sind wir nach dem Stück noch kurz ins Parish house gegangen, haben ein Tässchen Tee geschlürft und versucht nicht allzu nervös zu werden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADenn die Messe fing dann auch schon an und wie ich erzählt habe, würden Katharina und meine Wenigkeit die Lesung übernehmen. Auf Luo. Vor einer Kirche voll mit Luos. Zumindest fast voll. Denn bei Beginn der Messe war es schon dunkel und reisen im Dunkeln ist hier doch relativ gefährlich zu mal es auch keine Straßenlaternen oder sonstige Lichtquellen gibt. Wer dennoch gekommen ist und weiter weg lebt, konnte im Anschluss einfach in der alten Kirche nächtigen.  Trotzdem waren genug Leute anwesend um meinen Puls in die Höhe schnellen zu lassen. Trotz allem haben wir beide, meiner Meinung nach und Dank Moses Bemühung und Training, die Lesung sogar recht anständig vorgetragen. So schlimm war’s im Nachhinein auch gar nicht. Danach konnte ich den Rest der Feierlichkeit auch entspannt genießen und zum zweiten Mal an diesem Abend herzlich lachen, als Father Paul, der die Predigt übernahm, anfing vor dem Altar zu tanzen und zu rappen. Das war schon ziemlich genial zu schauen!  Nach der Messe haben wir noch ein spätes Abendessen zu uns genommen. Danach haben Katharina und ich noch Bescherung gemacht und sind bald darauf ins Bett gefallen.

Am 25. stand nach dem Frühstück noch eine Messe an, danach auch bald schon das Mittagessen und danach eine große Sortierung. Die Gaben die in den ganzen Messen gebracht wurden wollten aufgedröselt, verstaut und sortiert werden. Zucker zu Zucker, Mehl zu Mehl und Bohnen zu Bohnen. Zusammen mit Elkana und Felix, zwei der Seminarians, haben wir auch das gemeistert. Um auch ein wenig Weihnachten für das Krankenhauspersonal zu schaffen, haben wir uns nochmal ein paar Kekse geschnappt und sind zur Visite aufgebrochen. Danach waren wir, nach mehr oder weniger erflogreichem Skypen mit der daheim gebliebenen Familie, bereit für den Weihnachtsklassiker schlechthin. Denn der kleine Lord darf dann doch nicht fehlen.

Für den 26. Haben wir uns mit den anderen Freiwilligen verabredet, in Sega gemeinsam zu feiern. Katharina ging es nicht gut, weshalb ich mich morgens alleine auf den Weg gemacht habe. Erste Tat nach der Ankunft: Friseursalon Borgmann. Nach knapp dreieinhalb Monaten ohne Besuch beim Friseur, war mein Pony wohl eher zu einem Pferd herangewachsen. Manu hat zum Glück vom Rasierer für „Glatzen“ in sämtlichen Längen bis zur Haarschere alles an Bord. Aus einem bisschen Pony stutzen, wurde dann noch etwas mehr Spitzen schneiden und am Ende eine Wasserschlacht. Nur meine Haare und meinen Kopf treffen ist wohl doch etwas schwierig, der Rücken musste auch komplett dran glauben und wurde einmal durchnässt. Naja natürlich mit Retourkutsche, aber so war mir dann die Entscheidung abgenommen ob ich über Nacht bleiben wollte oder nicht. Musste ich dann, meine Sachen waren ja alle nass. Aber wäre ich denk ich so oder so. Man glaubt es kaum, wir haben sogar ein paar Runden verstecken auf dem Parish groung gespielt, noch etwas an Keksen und co. vernichtet und hatten einen schönen Abend.

Am Samstag wurde dann ein bisschen gewaschen und Müll verbrannt. Ich weiß gar nicht ob ich von letzterem schon erzählt habe, aber sonst mach ich es einfach nochmal. Müllabfuhr oder Mülleimer sucht man hier vergebens. Wenn die Mülltüten mal wieder voll sind, wird ein Haufen im Garten gebildet, angezündet, fertig. War am Anfang absolut komisch, mittlerweile  gar nicht mehr so aufregend.

Seit langer, langer Zeit hatte uns Moses (einer der Seminarians) eingeladen, ihn bei sich zu Hause zu besuchen und eine Tour zum nahe gelegenen See zu machen. Nach unzähligen Verschiebungen haben wir es am Sonntagnachmittag endlich geschafft. Mit dem Piki ging‘s über Stock und Stein zunächst zu seiner Familie. Dort zeigte er uns das Haus seiner Eltern in welchem er aufgewachsen ist und erklärte uns dann die Reihenfolge in der die anderen Häuser klassischer Weise stehen. Man muss sich das bei Luos so vorstellen: vor Kopf steht das Elternhaus. Zur rechten baut zunächst der älteste Sohn sein Haus. Zur Linken der Zweite. Zur Rechten wieder der Dritte usw. Wenn geheiratet wird, zieht die Frau immer zum Mann, weshalb in dieser Ordnung die Töchter außer Acht gelassen werden. Im Alter von ca. 15 Jahren baut sich der Sohn sein erstes eigenes Häuschen. Das ist eine einfache Version mit Strohdach und einem Zimmer. Wenn das Geld, die Zeit und der Bedarf gekommen sind, wird umgebaut zu Wellblechdach und meistens zwei Zimmern. Selbst wenn Sohn irgendwann an einem andern Ort lebt, bleibt das Haus stehen, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, wenn er zu Besuch bei seiner Familie ist.

v.l. Moses Bruder, Moses und Katharina

v.l. Moses Bruder, Moses und Katharina

wir mit Moses Eltern

wir mit Moses Eltern

Danach sind wir aufgebrochen um zunächst ein bisschen auf den Felsen herum zu klettern und die atemberaubende Aussicht auf die kenianische Natur zu genießen.  Bei Gelegenheit will Moses nochmal mit uns dorthin fahren, damit wir mehr Zeit im Gepäck haben um auch die höheren Steinhaufen zu erklimmen. OLYMPUS DIGITAL CAMERADenn der Abend nahte schon, aber der See, zu dem es noch ein Stück zu fahren war, wartete auf uns. Die Kamera also schnell weggepackt, aufs Piki geschwungen und losgedüst. Und angekommen an einem wunderschönen Schilfbewachsenen See. Schaut die Bilder, beschrieben kann ich das nicht. OLYMPUS DIGITAL CAMERAAllzu bald mussten wir, mit der Versprechung auch hier noch einmal hinzufahren um evtl. eine Runde im Bötchen über den See zu schippern, zurück nach Uradi aufbrechen um vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Es war ein wirklich schöner Tag.

Mit Blick auf den Kalender, beende ich meinen letzten Eintrag im Jahre 2014. Ein komisches Gefühl muss ich sagen. Kaum zu glauben, dass schon wieder ein Jahr rum ist. Kaum zu glauben, dass ich gefühlt gestern  (im Februar) meine Zusage bekommen habe, und damals noch dachte: „Ach, sieben Monate bis ich nach Kenia fliege, ist doch noch so lange hin!“ Und siehe da, jetzt sind schon meine ersten Drei Monate von elfen insgesamt rum. Wie die Zeit doch fliegt. Ein kurzes Fazit zu der vergangenen Zeit?

„Nichts ist beständiger als der Wandel“

Ich denke das ist das Treffendste um meine Zeit in Kenia bisher zu beschrieben. Kein Monat war wie der andere. Jeden Monat hatte ich einen anderen Wochenablauf. Jeden Monat andere Leute. Jeden Monat andere Entdeckungen. Jeder Monat war schön, aufregend, lehrend, bereichernd und vieles mehr, auf seine eigene Art und Weise. Ob jemals Routine eintreten wird? Wir werden sehen.

Euch allen einen guten Rutsch ins Jahr 2015! Kommt heile an J

PS: Schaut doch mal auf der „Spendenseite“ vorbei.

18.12.2014

Diesmal nicht wieder so lange her.

Was ich jetzt direkt erstmal erzähle, ist etwas, das mich vor ein paar Wochen irgendwie überrascht hat und mir im nächsten Moment absolut plausibel vorkam. Ich hab aber die ganze Zeit vergessen davon zu berichten.  In den letzten Wochen vor den Ferien gab es, wie für alle anderen Schüler auch, für die Kindergartenkinder Exams zu „schreiben“. Schreiben und Co. fällt in dem Alter eher flach, die Aufgaben waren daher auf mündliche Antworten, leichte Schreibübungen und malerische Elemente ausgelegt. In einer Aufgabe war verlangt seine eigene Hand zu malen. Wie würdet ihr eine Hand malen? Bleistift schnappen, Hand auf das Papier legen, die Umrisse abzeichnen, fertig?  Der Ansatz klingt gut. Aber danach den Bleistift noch nicht weglegen…. Denn die Hand wird noch ausgemalt.  Natürlich. Ist doch trivial. Oder nicht? Nach meinem erstaunten Gesicht, das wohl kurz zu sehen war, hat die Lehrerin nur wissend gelächelt, genickt, und gesagt: „Ja, er malt die Hand noch aus. Denn er will ja seine Hand malen, und da will er auch das sie schwarz ist.“ Klar. Leuchtet mir ein. Aber ich habe darüber auch noch nie nachgedacht. Ihr etwa? Ich vermute nein. Es gab ja auch sogar für uns von Farbercastell eine super duper „Hautfarben-Stift“ ,oder sonst ganz einfach das helle Rosa oder im Zweifel der pinke Stift.  Wir haben ja auch ausgemalt 😉

Deshalb wollte ich das auch so gerne erzählen.

Dann waren wir letzten Samstag auf dem Rekordhalter der Festmessen. Was für ein Tag. Der Wecker, in Form von unseren drei Seminaries, ging um: haltet euch fest, 3:30 in der Früh!

Die Seminaries sind werdende Priester, die während ihrer Seminarferien hier bei uns im Parish sind und Father mithelfen. Bis Januar sind wir also um drei „Familienmitglieder“ reicher. Drei Familienmitglieder, die seit neuestens in das Geheimnis des Ausnasens eingeweiht wurden. Falls einer nicht weiß was das ist, oder sich immer schon gefragt hat, weshalb manche seiner Mitmenschen scheinbar spontan den Zeigefinger an die Nase legen und versuchen dabei nicht der Letzte zu sein: hier die Antwort. Sobald es scheint, dass eine Aufgabe aufkommen könnte, im Gespräch die Andeutung anliegt, dass einer aus der Gruppe auserkoren wird etwas zu erledigen, wird ausgenast. Wer als letztes den Finger an der Nase hat, weil zu langsam oder einfach unaufmerksam, muss es machen. Bei uns wird sich eisern um das Essensgebet genast. Wer verliert muss ran. Und mittlerweile sind die drei schon richtig eingespielt. Gefühlt fünf Minuten vor Essensende oder direkt wenn wir zum Essen kommen, können Katharina und ich eigentlich schon den Zeigefinger an die Nase kleben.  Ist auf jeden Fall immer sehr lustig mit denen. Katharina, wenn du das liest: „later“? 😀

Aber zurück zu Samstag. Uns wurde gesagt der Bus fährt um vier los. Nach zweieinhalb, bzw. dreieinhalb Monaten Erfahrungen haben wir uns gedacht, ach vor fünf gibt da eh nichts. Denkste. Wir also um halb vier aus den Betten in den Bus (ein gemieteter Schulbus, dementsprechende Sitzbreite) gekürmelt und pünktlich um vier die Straßen unsicher gemacht. Als ich aufgestanden bin konnte ich den Weihnachtsmarktbesucher(n) eine gute Nacht wünschen. Auch irgendwie witzig. Aber gut. Fünf Stunden Fahrt später sind wir in Kakamega County angekommen.  Fünf Stunden Fahrt, (nicht schiefem) Gesang und (nicht hängender) CD Musik später. Ich konnte also absolut super schlafen.  Das Frühstück, Toast mit Blueband, Ei und dem klassischen Milch-Schwarztee, hat auch schon auf uns gewartet, denn um zehn sollte und ist die Messe losgegangen. Sinn der Feier waren vier Schwestern, die ihr letztes Gelübde ablegten und somit in den Orden final aufgenommen wurden. Einer der Vier kommt aus Uradi, weshalb wir mit Allemann angereist sind.

Es gibt hier in jeder Messe noch eine zweite Kollekte, in der Dinge wir Seife, Mais oder eben einem Schaf (nur bei besonderen Anlässen) gebracht werden.

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Ich fand das Schaf sah einfach nur zu cool mit der Glitzerboah aus. Das wollte ich euch nicht vorenthalten. Je nach dem wenn Father eine Hausmesse feiert, bekommt er als Dank auch ein Geschenk. Mittlerweile wunder ich mich schon gar nicht mehr wenn mal wieder ein Huhn abends bei uns in der Küche hockt…

Nach der Messe wurde der Anlass ausgiebig gefeiert. Die neuen Schwestern wurden auf Stühlen durch die Gegend getragen, mit Glitzerboahs überhäuft und von einer tanzenden Schar, jubelnder Freunde, Familienmitglieder und Bekannten gefeiert.  Was für ein Anblick kann ich da nur sagen! Im Anschluss dann das „cut-the-cake“. Das Highlight eines jeden Festes. Danach blieb nur noch das Essen und die fünf Stunden Rückfahrt. Wie gesagt der Spitzenreiter aller Feste bisher.  An Länge deutlich alles übertreffend. Abends sind wir einfach direkt ins Bett gewandert. Aber trotz der fröhlichen Stimmung bezweifle ich, dass ich je ein Fan von so Festen werde…

Dann habe ich ja angekündigt, dass wir ein Charity Projekt in diesen Tagen hatten. Letzten Endes ging es doch nur eine Woche lang. Dienstag waren wir dabei, was hieß, erst einmal die „Geschenktüten“ packen (Mehl, Zucker, Seife…). Die sollten als kleine Unterstützung an die Bedürftigen verteilt werden zu denen wir im Laufe des Tagesgehen wollten. Vier standen auf der Liste die im Vorfeld vom Mahola Center( die Gemeinde hat acht Center)  genannt wurden. Um zehn Uhr sind wir aufgebrochen, wir, Katharina, 15 Messdiener und ich.

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Da jede der Bedürftigen jemanden hatte, der sich um ihn/sie kümmert, weshalb es bei einem Gebet und dem Verteilen blieb, doch auch darüber haben sich die Besuchten sehr gefreut. Nach vier Stunden laufen durch die Sonne, hat meine Haut trotz fleißigem eincremen kapituliert und war doch etwas gerötet. Das war auch der Grund, wieso es für uns nur bei Dienstag geblieben ist.

Mit großer Verspätung hat die Trockenzeit begonnen. Jedes Mal wenn wir mit dem Piki rumgefahren sind, sehen wir jetzt also aus wie rote Staubmonster! Und wir haben auf einmal ganz viele Mücken. Gut hat uns jeder gesagt, aber das es dann doch sooo viele sind….. Deshalb wurde gestern der Handwerker in uns entdeckt und im Badezimmer Mückennetze vor die Fenster geklebt. Statt zehn Mücken duschen jetzt nur noch 2 mit mir…

Seit Sonntag geben wir unser bestes um Weihnachten (das ist nächste Woche?!) einzuläuten. Die Bude ist geschmückt, die ersten Weihnachtsfilme bei Kerzenschein geguckt, das Geschenk für Father steht auch … Gestern haben wir beim Jugendchor mitgemacht, der angefangen hat für die Messe am 24.12 zu proben, heute fangen wir an die Lesung auf Luo zu üben, die wir übernehmen sollen….

Chorproben sind übrigens sehr faszinierend. Vorletzte Woche haben wir es nämlich mal geschafft den richtigen Chor zu finden, damit wir ein paar Lieder lernen könne, denn so schweigend in den Reihen der Kirche zu stehen, während alle laut mitsingen ist auf Dauer nicht die Lösung. Denn Liederbücher sind eine Seltenheit und wenn, dann ist das Liedbuch das Programmheft der letzten Festmesse. Neue Lieder werden ganz einfach diktiert. Zumindest den Text. Die Melodie kennt dann entweder der Chorleiter ( von allen Stimmen!) oder jemand aus dem Chor selber. Und dann wird einfach gesungen bis es sitzt. Funktioniert sehr gut!

Ansonsten laufen nebenher natürlich unsere Krankenhausarbeit, Clinic Day und Co. weiter. Ich kann euch auch empfehlen bei Katharinas Blog (Link bei „Blogs der Anderen“) reinzulesen. Da bekommt ihr noch ein paar andere Dinge erzählt und sie hat unseren Kisumuausflug vor zwei Wochen sehr gut beschrieben. Denn es ist wirklich so, dass man das Gefühl hat in eine ganz andere Welt zu fahren. Dabei sind es nur zweieinhalb Stunden Fahrt zwischen Uradi und Kisumu.

Fröhliche Weihnachten euch allen!

PS: sind schon alle Geschenke und der Weihnachtsbaum (von der KjG St. Remi, super Kuscheltannen und 1A Service) gekauft ?

4.12.2014

Lang, lang ist’s her…

Zuerst einmal, Entschuldigung,dass ich so lange für diesen Eintrag gebraucht habe… Ich versuch den nächsten nicht wieder so lange hinauszuschieben 🙂

 

Jeder Jeck wird vielleicht gesehen haben, was schon kurz nach meinem letzten Blog war. Der 11.11 ! Der Start in die fünfte Jahreszeit, auch für ein paar Freiwillige und meine Wenigkeit. Zur Feier des Tages hab ich mich mit den Gleichgesinnten getroffen, kölschen Tönen gelauscht und sogar ein Kölsch getrunken, frisch importiert von einem Mit-freiwilligen. Ihr seht, auch hier an der Grenze zur Südhalbkugel wurde wieder bewiesen „Wo mir sin is Kölle“.

 

Wie in jedem Parish gibt es auch bei uns Groundboys. Diese kümmern sich um das Vieh und das Grundstück. Vorletzte Woche haben wir ihnen bei ihrer Arbeit mal geholfen. Wir haben Löcher gebuddelt, Dünger um die Bäume geschüttet und ganz nebenbei für große Verwunderung gesorgt. Vorurteile uns gegen über gibt es ja reichlich und teilweise auch recht hartnäckig. Dass zwei Weiße auch mit einer Schaufel umgehen können, fanden die Kommunionskinder deshalb besonders spannend. Wir hatten  jedenfalls ’ne Menge Spaß mit den zweien und jetzt gibt’s hier auf dem Parish Ground auch einen Baum den ich Opladen getauft habe 😀

Doch was ist noch alles passiert…

Ich habe auch meine ersten beiden Beerdigungen erleben dürfen. Zunächst einmal werden Tote hier nicht auf einem Friedhof bestattet sondern einfach auf dem Grundstück der Familie. Dann wird für die Beerdigung eine riesige Feier organisiert, die mit einer Messe beginnt. Im Anschluss wird der Sarg ins Grab gebracht und Allemann warten dort bis der Sarg wieder komplett eingegraben ist. Währenddessen singt der Chor und ein paar Leute schreien und beklagen laut, dass der Tote von ihnen gegangen ist. Ich hab mich zuerst super erschrocken als hinter mir zwei Frauen angefangen haben zu kreischen, aber das ist Tradition und ganz normal für die Einheimischen. Es können sogar extra solche, in nenn sie mal Klageweiber, gebucht werden. Angenommen jemand der verstirbt hat nicht so viel Familie und Verwandtschaft, oder aus welchem Grund auch immer nicht viele Leute die zur Beerdigung kommen, soll ihm dennoch die angemessene Ehre zu Teil gebracht werden. Für diese Fälle werden Klageweiber gebucht, die dann lautstark um den Toten trauern. Beendet wird die „Festivität“ mit einem großen Essen um ebenfalls nochmal das Leben des Verstorbenen zu Ehren. Insgesamt wird die Trauer nicht wie in Deutschland ausgedrückt und alles wird in einem riesigen Rahmen gehalten was wenig familiäre Atmosphäre schafft… für mich doch eher etwas befremdlich auf der einen Seite, aber auch schön auf der anderen Seite.

Dann waren wir noch einen Tag mit den Freiwilligen aus Sega in Busia, der Grenzstadt zu Uganda, haben uns eine Runde schwimmen in dem Pool eines dort ansässigen Hotels gegönnt und wollten zum Stoffmarkt, da uns gesagt wurde, dass es dort günstig super guten Stoff gäbe. Was aber keiner wusste war, dass der Markt nur montags und donnerstags ist. Das war ziemlich schade, aber die Rückfahrt hat es wieder etwas wettmachen können. Denn wir zwei saßen auf dem Piki Richtung nach hause und sind fast aus den Latschen gekippt als vor uns über die Straße ein Affe lief. Ich glaub der Pikifahrer musste innerlich herzlich lachen, weil wir so aus dem Häuschen waren, aber für uns war es nun mal der erste Affe in freier Wildbahn! Er war leider zu schnell weg um ein Foto machen zu können, aber wir wollen bald mal ganz viele Affen gucken gehen, die soll‘s hier ganz in der Nähe en masse geben 🙂

 

In den zwei Wochen vom 8.12 bis zum 21.12 wird mit den Messdienern ein Charity Projekt durchgeführt. Wir werden alte, kranke und bedürftige Menschen im Parish und in den Sub-parishes aufsuchen, kochen, putzen, waschen, Wasser holen und arbeiten dieser Art durchführen und ihnen unter die Arme greifen. Das Projekt wurde von der letzten Freiwilligen Judith ins Leben gerufen. Um alles etwas zu planen haben wir uns vor einer Woche getroffen. Ich hab mich ein bisschen wie bei einer Leiterrunde gefühlt. Einer schreibt Protokoll, einer redet der „Rest“ hört zu und dann wird diskutiert 😀 Das ist auch immer in jedem Meeting das man egal mit wem hat, scheint also global und überall find bar zu sein.

Ein bisschen mehr Heimatfeling hatten wir dann noch als wir Wackelpudding gemacht haben, der noch von unseren Vorgängerinnen da gelassen wurde. An dieser Stelle Judith und Miriam, danke für das Erbe, war sehr lecker! Fanden nicht nur wir, sondern auch Trizah, Madhe und wer sonst noch alles davon gegessen hatte. Haben wir heute auch einfach nochmal gemacht, da es Jackies Geburtstag ist und wir sie damit überraschen wollten. Wer auf Gummibärchen abfährt, kann wohl auch kaum Nein zu Wackelpudding sagen. Zwar wird Geburtstag hier nicht wirklich gefeiert, aber wir fanden das es ein bisschen Feier-Stimmung geben sollte. Wir haben uns also die zwei Schüsseln geschnappt und sind rüber zum Krankenhaus gewandert, nur um festzustellen, dass Jackie gestern zu ihrer Familie gefahren ist. Lilian hat sie dann direkt angerufen und ausgelacht, weil sie den Wackelpudding jetzt verpasst 😀 Natürlich haben wir dann auch ein Ründchen gesungen aber ziemlich lustig war es eigentlich schon. Na gut, blieb halt mehr für uns und den Rest des Personals und Dr. Oetker hat jetzt 7 neue Fans!

Und seid letztem Freitag haben wir auch echten Luo Unterricht. Sonst haben wir mit Trizah und wen wir sonst so in die Finger bekommen haben, die ein oder andere Phrase geübt und je nach Selbstdisziplin abends ein paar Vokabeln gepaukt, aber so wirklich hat es zumindest mich nicht vorwärts gebracht. Aber Luo ist überall und immer da und die Messen sind auch alle auf Luo, deshalb machen wir jetzt ernst und wollen was verstehen. Wie gesagt, jetzt haben wir Trizah rekrutiert sich mit uns regelmäßig eine Stunde um die Ohren zu hauen und zu versuchen die fremden Wörter in unsere Köpfe zu bekommen. Wir werden sehen mit wie viel Erfolg das gekrönt sein wird. Ich hoffe doch mit viel, zumal ich die Sprache auch echt schön vom Klang finde. Mir fällt immer wieder aufs Neue auf wenn ich irgendwo im Ausland sitze, wie hart Deutsch doch klingt…

Die wichtigsten Sachen hab ich jetzt glaube ich alle wieder auf den Blog gebracht, den Rest könnt ihr euch denken, der normale Wahnsinn, Krankenhaus, mit 20 Leuten im Matatu eingesperrt, noch zumindest heftige Gewitter die mich und Katharina bei Kerzenlicht im Haus sitzen und schlottern lassen, Freunde treffen, diskutieren, waschen, schwitzen und so weiter..

Ach fast vergessen, auch wenn bei 30 Grad die Weihnachtsstimmung doch nur schwerfällig aufkommt, einen Adventskranz und -kalender gibt’s doch! Und der kleine Lord wurde zur allgemeinen Freude auf Anikas Festplatte gefunden und die Musik für die weihnachtliche Stimmung bei Moritz… jetzt müssen wir nur noch das Kekse backen ohne richtigen Ofen hinbekommen und der 24. kann kommen!

mein Adventskalender Marke Eigenbau

mein Adventskalender Marke Eigenbau

Unser Advents"kranz"... wer glaubt es kaum, auch Eigenbau

Unser Advents“kranz“… wer glaubt es kaum, auch Eigenbau

Ich hör dann auch mal auf zu erzählen, denn ich lade noch den obligatorischen ersten Zwischenbericht hoch, da gibt’s dann noch ein paar Zeilen die gelesen werden können!

Ich hoffe ihr friert nicht zu sehr und findet zwischen dem Unistress oder der Arbeit ein wenig Zeit um das letzte Mal Schlittschuh zu laufen, Glühwein zu trinken und Crèpes mit dick Nutella zu futtern!

Sonnige Grüße von der Grenze der Nordhalbkugel!

 

 

 

08.11.2014

Wo sind die fünf Wochen geblieben ?

Es sind schon wieder knapp zwei Wochen vergangen. Wohl eher gesagt geflogen. Und schon wieder ist eine Menge passiert. Auch wenn ich jetzt schon relativ lange hier lebe und einen “Wochenrhytmus” gefunden habe, kann ich noch nicht behaupten Normalität wäre eingekehrt. Spontanität ist mein ständiger Begleiter, der immer für eine Überraschung gut ist.

An dem einen Morgen ist es Father Oscar, der uns mit “Ich hab eine Überraschung” begrüßt und bekannt gibt, eine unserer zwei Katzen habe geworfen. Ich muss dazu erwähnen, dass man das weder gesehen, noch erwartet hat, da uns gesagt wurde, die besagte Katze sei eigentlich ein Kater.

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An anderen Tagen ist es auch schlicht das Wetter, dass uns daran hindert unser Defaulter tracing, also das aufsuchen der HIV-Patienten, zu machen oder durch ein starkes Unwetter der Strom für 42 Stunden ausfällt.

Oder auch die Menschen selber. Oder die Motorräder, wenn man einen Platten hat und dieser repariert werden muss. Grundsätzlich gilt also die Devise, den Rückweg lieber früher antreten, damit genügend Puffer bleibt. Ich lerne mittlerweile ganz anders zu planen, damit man auch noch ein wenig mehr Zeit hat und auch in Ruhe noch ein paar Worte mit Freunden wechseln kann, ohne das man weiter hetzen muss.

Und dann gab es auch noch einen Tag wie letzten Donnerstag. Wir sitzen beim Clinic Day ( Sören aus Sega hat uns besucht) und dann kommt Trizah um die Ecke. Im Gepäck die Nachricht, im, ich nenn es mal Kreissaal, liegt eine 14 Jährige die gleich ihr Kind bekommt und die Einladung doch einfach zu zu gucken. Nach dem Mittagessen sind wir also schnurstraks ins Krankenhaus gelaufen um dabei zu sein. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung für sich. Die Mutter, wirklich kaum 14 und mit selbst noch kindlichem Körper lag nun auf dem Krankenbett in den Wehen. Was in Deutschland eine Rarität ist, ist hier leider häufig zu finden. Es gibt viele Gründe, weshalb so junge Mädchen schon so früh schwanger werden und die meisten sind auf die hier herrschende Armut zurück zu führen. So erzählten uns die Mitarbeiter  des Krankenhauses, dass  wenn die Mädchen z.B ihre Piki Fahrt nicht bezahlen können, sie je nach dem  im Gegenzug mit dem Fahrer schlafen. Das hat uns dreien dann doch eine Menge zum Nachdenken gegeben… Nichtsdestotrotz, ist die Geburt realvtiv gut verlaufen. Nach einer halben Stunde kam die kleine Chantelle zur Welt, zwar zu leicht, aber ansonsten gesund. Jetzt warten wir gespannt darauf, dass Mutter und Kind zum Clinic Day kommen um zu sehen, wie es den Beiden geht.

Aber seit meinem letzten Eintrag hatte ich auch eine weiter Sportsunde. Wie ich erwähnt habe, hat mein erster Anlauf Völkerball zu spielen nicht wirklich geklappt. Bevor ich mit meinen Mädels zum Pitch aufgebrochen bin, habe ich an der Tafel mit Pfeilen und Kreisen versucht, das Ganze etwas zu verbildlichen. Wie sich herausgestellt hat ein guter Plan 🙂 Deeeeeennnn: Es hat geklappt ! Die Mädchen hatten Spaß und ich konnte mein Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen! Anders als in Deutschland, freu ich mich schon über die kleinsten Erfolge. Und nicht nur mir geht es so, auch Katharina meinte, dass man hier anfängt die kleinen Dinge zu schätzen zu wissen und sich über noch so “einfache” Dinge ein Loch in den Bauch freuen kann. Generell erleben wir hier alles viel intensiver, auch die traurigen Sachen nagen manchmal mehr an einem als noch zuhause, aber zu gleich freuen wir uns auch doppelt über die schönen Erlebnisse. Vielleicht liegt es daran, dass wir so viele neue Dinge erleben, an der begrenzten Zeit, die wir versuchen dadurch zu kompensieren, dass wir auch die kleinen Momente in Erinnerung behalten wollen oder einfach an dem Jahr selber, das Leben in anderen Umständen und einer anderen Kultur.

Aber noch mehr ist passiert. Letzten Freitag bin ich nicht in den Kindergarten gegangen, sondern ins Krankenhaus. Da Lilian, eine der Krankenschwestern, alleine im Dienst war, hat sie mich mitgenommen um ihr zur helfen. Wir haben die Patienten mit Medikamenten versorgt, Fieber gemessen und so weiter und so weiter. Nicht alle bekommen Tabletten oder Saft zum schlucken, sondern auch mal eine Spritze. Zwei hat Lilian gegeben. Die dritte hatte ich noch in der Hand und als ich sie ihr geben wollte, meinte sie nur, ach die kannst du ja geben wenn du willst. Die Idee fand ich ziemlich reizvoll und nachdem ich mich versichert habe, dass ich nicht so viel falsch machen kann, hab ich   meine erste Spritze gegeben. Der Vormittag hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!

Seit ich hier bin, habe ich nicht nur viel über Kenia gelernt, sondern auch viel über den Eindruck den die Einheimischen von “Mzungus”,den Weißen, also uns haben. Für die meisten gilt, bist du weiß bist du reich. In einer Deutschstunde wurde ich zum Beispiel gefragt, ob es stimmt, dass Weiße ihre Klamotten nur einmal anziehen und dann wegschmeißen. Oder wird man gefragt wie viel man als Geringverdiener verdient kommt zunächst der Aufschrei, das ist ja richtig viel. Solange bis ich dann erzähle wie viel das Leben an sich aber kostet.

Fragt man Spanier, Iren oder andere Europäer, was sie für Vorurteile gegenüber den Deutschen haben, hört man oft, wir haben ein gutes Schulsystem, sind gute Arbeiter, diszipliniert o.ä.. Wenn ich hier sage, dass ich noch Wäsche wasche oder mein Oberteil flicken muss, oder einfach einen Eimer Mehl trage begegne ich häufig Verwunderung. Manchmal werde ich dann auch gefragt, ob Mzungus überhaupt wissen wie man wäscht, putzt oder Aufgaben dieser Art erledigt. Im ersten Moment habe ich mich gewundert, woher ihr Bild kommt, dass nur weil man weiß ist, man automatisch überhaupt keine körperliche Arbeit erledigen kann. Als ich nachgehakt habe, meinte Trizah, ihr habt ja für alles Maschinen die alles erledigen. Nach dem sie das gesagt hat, klang für mich der Gedanke, wir können nichts selber schon plausibler. Als wir auf dem Vorbereitungsseminar unsere Einheit über Vorurteile hatten, wurden wir auf die “zwei Seiten der Medaille” hingewiesen. Zum einen haben wir den technologischen Vorsprung, auf der anderen Seite steht die Unfähigkeit selbständig zu leben. Nie ist mir der Unterschied, wie man auf Dinge schauen kann deutlicher geworden, als in diesem Beispiel. Und nie fand ich es spannender mich mit Leuten über meine Heimat auszutauschen und durch einen anderen Blickwinkel auf unser Leben zu schauen. Und genau das macht meine Zeit hier so spannend und aufregend, nicht etwa die Dusche mit zwei Flaschen und dem Eimer, der Stromausfall der manchmal bei Regen kommt oder der einfachere Lebensstil. Denn, “ ist ja nicht anders als bei einem Campingurlaub” ( Zitat von Sören)

Ansonsten läuft mein Leben hier weiter, wie ich in den letzten Blogs schon erzählt habe. Mal bin ich im Krankenhaus, mal in der Schule und mal im Kindergarten. Wobei die letzten beiden Möglichkeiten ab nächster Woche leider wegfallen, da die großen Ferien beginnen. Im Januar kommen die kleinen und großen aber wieder zurück. Doch zuerst haben wir gestern erstmal die Graduation der Nursery school, also dem Kindergarten gefeiert. Vor der Feierlichkeit wurden die Kinder in Roben und Hüte gesteckt wie man sie aus allen amerikanischen Filmen kennt. Das sah auch ziemlich putzig aus.

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Und auch die Mädchen der secondary sind aus dem Internat ausgezogen und nach Hause zurück gekehrt. Das freut uns natürlich auf der einen Seite für die Mädchen, auf der anderen Seite, sind wir traurig, denn selbst in der kurzen Zeit haben wir uns gut mit den 22 angefreundet. Aber da viele von ihnen Sonntags auch hier zur Messe kommen, und ein paar Nummern ausgetauscht wurden hoffen wir, dass wir die ein oder andere doch hin und wieder zu Gesicht bekommen.

mit den Mädles des Internats

mit den Mädles des Internats

Letztes Wochenende sind wir mit Trizah nach Nyadorera zum Markt gefahren. Vom Prinzip her genau wie in Deutschland, viele Stände mit nützlichen und auch unnützen  Dingen, Früchten, Stoffen und Haushaltshilfen. Und doch sieht es ganz anders aus. Und direkt hinter dem Markt schlängelt sich ein Fluss durch die Landschaft. Trizah hat uns erklärt, dass aus dem Fluss der Sand gewonnen wird. Aber die Bilder können das besser beschreiben als ich …

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Nyadorera

  Nyadorera

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Ich hoffe die Leute in Deutschland frieren nicht zu sehr, und die anderen Freiwilligen im Rest der Welt haben weiterhin eine tolle Zeit …

Grüße !

23.10.2014

Vom Wasserkocher, der Festmesse und dem Versuch Völkerball zu spielen…

Nun etwas mehr als zwei Wochen, kann ich Uradi und Kenia als mein neues Zuhause bezeichnen. Mein Zuhause, dass mir jeden Tag neue spannende Sachen und viele neue Gesichter bietet.

Uradi ist eine „Gemeinde“ die eher ländlich gelegen ist und daher keine große Einkaufsmöglichkeit bietet. Um uns mit den Grundnahrungsmitteln:  Reis, Kartoffeln, Mehl und so weiter zu versorgen, fährt Father Oscar hin und wieder nach Kisumu um einzukaufen. Am Montag war einer dieser Tage, und da Katharina und ich eh noch Stoff und einen Wasserkocher kaufen wollten, sind wir mitgekommen. Morgens also zwei Stunden hin gefahren, zwei weitere Personen im Gepäck, von denen einer unteranderem für den Neuanstrich des Kirchendaches zuständig war, und somit mit dem ersten Stopp im Farbengeschäft. Danach musste Father noch zu einem Treffen, und wir zwei Freiwilligen einen Stoffladen suchen und finden. Bei uns auf dem Parish-Gelände gibt es ein kleines Kolpinghaus, in dem eine Näherin ist. Bekanntlich haben die Frauen in Afrika tolle, bunte Röcke, Oberteile und Kleider in allen Formen und Farben. Fanden wir toll und wollten auch was haben. Um also an Stoff dafür heran zu kommen, haben wir die Näherin nach einem guten Laden gefragt und diese hat uns dann aufgemalt wo wir einen solchen in Kisumu finden können. Mit dem Zettelchen waren wir trotzdem noch absolut orientierungslos, weshalb Father es dann zu Lawrence‘s (derjenige der auch die Kirche streicht) Aufgabe machte uns den Weg zu zeigen. Da allerdings auch er nicht ganz wusste wohin es ging, stiefelten wir dann gemeinsam durch die Straßen und fragten uns zum gewünschten Ziel durch. Als wir letztlich im Laden angekommen waren, ging das große Suchen nach dem schönsten Motiv los. Tausende Meter Stoff sind dann doch schnell eine Reizüberflutung. Aber auch nichts unmögliches weshalb wir es eine Stunde später als glückliche Besitzerinnen von jeweils 6 Yards ( irgendwie doch verdammt viel) Stoff bezeichnen durften.

Lawrence haben wir, wohl wissend, dass das Ganze doch etwas dauern könnte, seine eigenen Sachen erledigen lassen. Als wir dann fertig waren, haben wir ihn angerufen und’kurze Zeit später‘ kam er, um uns im Tuk Tuk zu Tuskys zu begleiten. Tuk Tuk fahren ist echt lustig! Und Tuskys ein riesen Supermarkt in dem freiwilliger sogar, teuer aber dennoch, bei Bedarf oder Heimweh, ein Glas Nutella kaufen kann. Und auch unseren heiß ersehnten Wasserkocher ! Wäsche warm waschen zu können, und so hoffentlich auch die weißen Socken weiß zu erhalten, war eine Aussicht die wir beide doch recht nett fanden.  Und so trohnt unser rot-schwarzes Prachtstück im Wohnzimmerregal…

Father hat dann auch alles kaufen können was er wollte und zurück die wilde Fahrt. Abends sind wir dann wieder in unserem schönen Uradi angekommen.

Dienstag ist nicht ganz so viel passiert, weil ich ein bisschen am kränkeln war. Ich hatte eher weniger Lust, dass es sich verstärkt, weshalb ich den meisten Teil des Tages mein Bettchen gehütet habe.

Mittwoch gings mir dann auch bedeutend besser und so sind wir morgens wieder in den Kindergarten gegangen. Am Nachmittag wollte uns Trezah eigntlich etwas mehr Luo beibringen, da sie frei hatte. Als wir aber mit ihr zur Krankenhausküche und den Räumen der Mitarbeiter gekommen sind, wurde kurzerhand ein Mädelsnachmittag daraus.  Sie musste nämlich noch ihre neue Flechtfrisur beenden und Jackline, eine der Krankenschwestern, ihre Nägel erneuern. Das Ende vom Lied waren unsere rosa Nägel und ein paar Geschichten aus Kenia und Deutschland mehr, die ausgetasucht worden sind. Es sind ja doch irgendwie alle gleich, egal wo und wie man lebt. ..

Am Donnerstag war dann wieder der Clinic Day mit seinen Schwangeren und Kindern an der Reihe. Diesmal hatten wir auch reichlich zu tun. Gewichte messen, Impfungen eintragen, Tabletten ausgeben und und  und. Der Morgen ist dadurch sehr schnell vorbei gegangen und schon gabs wieder Lunch im Parish Haus. Gestärkt bin ich dann In die Form 1 ( die 9. Klasse in Deutschland) gegangen um dort Deutschunterricht zu geben. Also ein Männchen an die Tafel gemalt und die Körperteile benannt. Dabei hab ich meine künstlerische Ader entdeckt und beschlossen ich werde Künstler… Nicht. 😀 Deshalb habe ich schnell  mit dem Alphabet auf Deutsch weitergemacht und ä,ö und ü geübt. Dann war das Ganze auch schon wieder vorbei und ich bin zurück zu Katharina gewandert, um diese zu schnappen, und mit ihr im Kolpinghaus unsere Wünsche in Auftrag zu geben. Abends waren wir noch ein wenig bei den Form 4 Mädels und schon war der nächste Tag vorbei.

Der mittlerweile dritte Freitag stand vor der Türe. Tür aufgemacht und reingelassen und mit einem Besuch bei der Schulleiterin der secondary school begonnen. Katharina hatte mir erzählt, dass wir auch Sport unterrichten könnten und dem wollte ich dann auf den Grund gehen. Nach dem Gespräch war klar, ich habe sowohl in Form 1 als auch 2 jeweils zwei Stunden Unterricht zur Verfügung. Die kann ich entweder, wie bisher gehabt, mit Deutsch füllen, aber auch einen Teil Sport machen oder komplett auf den Pitch ( Sportplatz) gehen. Im Anschluss bin ich noch ins Krankenhaus gegangen, wo mir Jackline zeigte, wie ich eine Verletzung säubere und verbinde, und wie ihr Alltag aussieht. Das war auch sehr interessant und hat mir viel Freude bereitet.  Nach dem Mittagessen, bin ich dann also wieder zur Schule gegangen. Meine neu entdeckte Möglichkeit auch Sport unterrichten zu können, wollte ich direkt einmal nutzen. Ich habe mir also meine Klasse und zwei Bälle geschnappt und mich auf zur großen Wiese gemacht, die direkt nebenan auf dem Gelände des Kindergartens liegt. Da ich versuchen wollte auch etwas deutsch mit in die Stunde fließen zu lassen, habe ich mir überlegt mit den Mädels Völkerball zu spielen. Nachdem ich das Feld markiert hatte ging es darum die Regeln auf Englisch möglichst gut zu erklären…  Leider hat sich herausgestellt, dass es doch nicht so einfach ist ein komplett neues Spiel 50 Leuten zu vermitteln, und das auf einer anderen Sprache, in der ich mir Hintermann usw. erstmal ausdenken musste. Für den nächsten Freitag, hab ich mir vorgenommen, erstmal an der Tafel das Spielfeld aufzumalen und somit durch eine Visualisierung vielleicht doch ein funktionierendes Spiel spielen zu können… Mal sehen was das so gibt … 😀 Doch nach der Pleite ein neuer Lichtblick: mein Rock sollte schon fertig sein! Nach dem „Unterricht“ bin ich erneut ins Kolpinghaus gegangen um meine neue Errungenschaft abzuholen. Nach einer kleinen Änderung hängt er jetzt in meinem Schrank J

Viel Natur um unser Häuschen herum bedeutet auch viel Staub und Dreck. Eine Woche Klamotten anziehen bedeutet Wäsche. Samstag bedeutet Zeit. Nach dem Frühstück wurde also der Eimer mit Wasser voll gemacht und ran ans Werk. Auf der Hand waschen ist mittlerweile auch gar nicht mehr  so unnormal, genauso wie Zähne putzen mit dem Wasser aus einer Wasserflasche, dass unser Schloss an der Türe andersherum funktioniert und die Klinke nach oben gedrückt werden muss, Abends unter das Moskitonetz zu krabbeln und einfach mit Eimer und Flasche zu Duschen…  Ihr seht, ich lebe mich fleißig ein. Am Nachmittag dann die Premiere ! Auf die Minute genau war um drei Uhr unser Piki Fahrer auf dem Gelände um uns nach Sega zu bringen. Eine Rarität, wo doch das Leben hier nicht nach Uhr läuft sondern danach, auf dem Weg auch mal stehen zu bleiben und noch zu quatschen, seine Sachen in Ruhe fertig zu bringen und nicht vor sich hin zu hetzten um den zeitlich getakteten Plan einzuhalten. Eine Freundin hat das meiner Meinung nach sehr gut in ihrem Blog auf den Punkt gebracht:  „ Obwohl das Leben hier stressfrei und entspannt ist, scheint die Zeit schneller zu vergehen. Vielleicht, weil man eben nicht ständig auf die Uhr schauen muss.“  Eine gute Beschreibung des Eindrucks, den auch ich über die letzten Wochen bekommen habe. Die Leute die mir begegnen wirken sehr viel ausgelassener und ausgeruhter, sind immer für ein paar Worte bereit und winken nicht nur aus der Ferne schnell mal rüber. Und die Tage sind auch unglaublich schnell vergangen. Schon drei Wochen bin ich hier, habe aber auf der einen Seite das Gefühl, es sei erst gestern gewesen, dass ich aus dem Flieger in Kisumu gestiegen bin, auf der anderen Seite habe ich aber schon so viel erleben können, dass es mir vorkommt schon länger hier unten zu sein… Noch mehr Neues, hat zumindest mich auch in Sega erwartet. Dies ist die Einsatzstelle von, Manu, Anika, Moritz und Sören. Sonntags fand dort eine große Festmesse statt, in der knapp 420 Kinder zur Kommunion gingen. Für diesen besonderen Anlass ist auch der Bischof aus Kisumu angereist. Samstag sind wir am Nachmittag dort angekommen und haben auch direkt das Haus der Freiwilligen ausmachen können. Nicht zu übersehen an der Deutschlandfahne die am Eingang hängt. Es wurde viel gequatscht, die Gegend gezeigt, der Supermarkt um ein paar Pakete Kekse erleichtert und noch mehr erzählt.

Für die Messe wurden auf einer Wiese Zelte aufgebaut, Stühle in Reihen gestellt und alles in bunten Farben geschmückt. Um elf ging der Marathon los, denn hier sind so große Messen dann auch mal schnell fünf Stunden lang! Kein Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Im Anschluss gabs Essen mit dem Bischof und dann auch schon der Weg zurück nach Hause. Und ohne Zwischenfall ja auch langweilig… Kurz vor Ziel bekam unser Piki einen Platten. Zum Glück kurz vorm Ziel, denn so konnte der restliche Weg einfach zu Fuß erledigt werden.

Eine der Schwestern aus Sega hatte am Montag ihr 25 jähriges Jubiläum. Das musste gefeiert werden und Katharina und ich entscheiden uns spontan zur Messe mitzukommen. Durch Regen bedingt ging diese erst zwei Stunden später als geplant los und dauerte auch wieder ein Weilchen. Dennoch war es ein sehr fröhliches und schönes Fest.

Der Dienstagnachmittag brachte auch wieder etwas Neues mit sich. David ist einer der Mitarbeiter des Health Centers, der im HIV Bereich tätig ist. Vor ein paar Jahren wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das von ihm betreut wird. Die Patienten die nicht zu ihren Kontrollterminen gekommen sind und nicht ihre Medikamente abgeholt haben, werden bei sich zu hause besucht. Er schaut in den Akten nach, wer wann zuletzt gekommen ist und eigentlich schon hätte längst wieder kommen müssen. Genau das wollte er uns am Dienstag zeigen und uns mitnehmen, allerdings konnten wir die Dame die wir suchten nicht ausfindig machen. Am Montag starten wir einen neuen Versuch. Wieder im Parish angekommen, hat uns ein Blick auf die Uhr verraten, dass uns bis zum Abendessen noch etwas Zeit blieb. Und da uns unsere Wohnzimmergestaltung noch nie so ganz glücklich gemacht hat, haben wir die Zeit genutzt um alles umzustellen und umzuräumen.

Am Mittwoch hat es mich am Vormittag in die secondary school verschlagen. In unserer Vorbereitung habe ich schon viel von dem kenianischen Frontalunterricht gehört und wollte mir selber mal ein Bild davon machen. Ganz anders als in Deutschland kommt der Lehrer hier in die Klasse, und fängt an zu erzählen, während die Schüler mitschreiben. Zwischendurch stellt er ein paar Fragen und lässt ab und zu Antworten auf die Tafel schreiben. Von Gruppenarbeit, Referaten oder Textanalysen hab ich allerdings nichts gesehen. Beides hat durchaus seine Vor- und Nachteile…  Am Nachmittag lud uns Trezah zu sich nach hause ein. Wir wollten lernen wie man Chapati macht, und da sie frei hatte, nahm sie sich die Zeit um uns zu zeigen wies funktioniert. Am Ende haben wir mit ihrer Anleitung sogar ein echt leckeres Essen zu Stande gebracht J

Es ist mal wieder viel passiert, aber ich bin mit meinem, hoffentlich nicht allzu langem, Blogeintrag an ein Ende gekommen. Haltet die Ohren steif !

13.10.2014

Eine Woche und 1000 Eindrücke!

Vor nun etwas mehr als einer Woche bin ich am Flughafen in Kisumu angekommen. Durch volle Becher und ein Luftloch, wohl mehr nass als trocken aber dennoch gut! Einen Blick aus dem Fenster geworfen und festgestellt, ist ja ganz schön grün hier… Der zweite Blick ging Richtung Flughafenzaun an dem ich hampelnde und winkende Gestalten als meine Mit-freiwilligen ausmachen konnte, die mich als Überraschung abgeholt haben! Ein seltener und einfach nur lustiger  Anblick 😀 An dieser Stelle nochmal ein fettes Danke an euch, das hat echt meinen Tag gemacht !

 

In der süßen Eingangshalle war dann auch Father Oscar da, um zusammen mit Katharina, mich samt Gepäck ins Auto zu laden und über die zunächst gut asphaltierte und später huckelige Piste nach Uradi zu schaffen. Ein kleiner Zwischenstopp in einem Restaurant um meinen Magen zu füllen ( Meinen Snack hab ich leider beim Luftloch auch im Flugzeug rumgeworfen) ,die letzten Kilometer über Schlaglöcher absolviert und schließlich auf dem Parishground angekommen.

 

Aus dem Parishhaus kam uns dann auch schon Madhe, unsere Köchin entgegen. Nach einer herzlichen Begrüßung wurde Sack und Pack in Katharinas und mein Heim gebracht. Dort hab ich dann alles ausgepackt, mein Bett bezogen, das Moskitonetz inspiziert, einmal in alle Räume reingeschaut um dann auch schon wieder zurück ins Parishhaus zustiefeln. Irgendwann gabs Abendessen und endlich, endlich hab ichs in mein Bett geschafft. Hundemüde aber einfach froh in Kenia angekommen zu sein ging der erste Tag zu Ende.

 

Samstag morgen, der Wecker klingelt, das Frühstück wartet! Also raus aus den Federn, schnell was angezogen und ins Parishhaus gegangen. Toast und verschiedene Varianten an Belag( Marmelade, Honig oder einfach ne Handvoll Erdnüsse) mit Tee, Wasser, Kakao oder Kaffee sind seit dem meine morgendliche Mahlzeit. Manchmal gibts auch noch die restlichen Chapati vom Vorabend. (Eine Art fettiger Pfannkuchen)

Im Anschluss wurde ich von Katharina über das Gelände geführt. Wir haben hier eine Primary/ Nursery School, eine Secondary school für Mädchen, ein Health Center und ein kleines Kloster, sowie natürlich die Kirche, das Internat der Abschlussklasse, die alte Kirche, die als allzweck-Halle genutzt wird und ein Guesthaus. Da nur drei Stunden Schlaf im Flieger von Amsterdam nach Nairobi nicht sehr viel sind und der Schlaf der ersten Nacht auch nicht ganz ausreichend war, hab ich mir danach ein kleines Mützchen Schlaf gegönnt. Um 10:30 kenianischer Zeit, also ca 11.05 sind wir mit Father zu einer Messe gefahren. Dort haben wir uns am Ende vorgestellt und wurden im Anschluss eingeladen mit ein paar Leuten der Gemeinde zu Mittag zu essen. Meine erste Begegnung mit dem typischen Maismehl-kuchen-brei Ugali stand an. Fazit: die Technik mit einer Hand den Teig zu kneten und dann die Beilagen damit zusammen in den Mund zu bugsieren, musste ich erst mal für mich entdecken. Mittlerweile geht das schon besser;D

Nach einer weiteren Begegnung mit meinem Bettchen war ich auch schon viel fitter und bereit die Mädles der Abschlussklasse kennen zu lernen. Die waren gerade dabei zu waschen und zu duschen. Sprich: Wasser holen ist angesagt und das heißt natürlich der Eimer kommt auf den Kopf! Katharina und ich haben nicht lange gefackelt und wollten das dann auch mal ausprobieren. Mehr schlecht als recht und mit der Festellung, dass irgendwie doch die Arme vom Festhalten mehr wehtun, als vorher angenommen der Kopf, haben wir unseren Anteil ins Ziel gebracht.

Um 20:00 rief dann das Abendessen und danach wieder mein liebes Bettchen.

 

Sonntag wieder 7:30 Wecker, 8:00 Frühstück und dann ab in die Messe. Aber nix da in der Bank sitzen und mal hier mal da zögerlich aus dem Liederbuch ein paar Zeilen vor sich hinsingen… Nein Klatschen, tanzen und Trommeln bitte! Da gehen die zwei/ zweieinhalb Stunden doch irgendwie schneller um als gedacht. Am Ende hieß es auch hier wieder einmal der Gemeinde vorstellen.

Den Nachmittag haben wir wieder mit den Form 4 Mädels verbracht.

 

Am Montag gings dann los in die Einrichtungen. Morgens war Clinic day im Krankenhaus angesagt, das heißt Schwangere und Mütter mit ihren Babys kommen vorbei, lassen sich und das Baby kontrollieren und impfen. Die Ganzen Daten wie Gewicht, Alter etc. werden dann von uns in Büchern festgehalten. Am Nachmittag sind wir dann ins Labor zu Mike gegangen und im Anschluss

daran zu Trezah, der Köchin des Health Centers gegangen. Sie ist mittlerweile Freundin und Lehrerin in Luo (der regionalen Sprache hier) und kenianisch Kochen für uns geworden 🙂 Wir haben uns am Ugali versucht und mussten feststellen, dass auch das doch sehr in die Arme geht.

 

Am Dienstag bin ich dann zum PBC im Health Center gegangen. Dort kommen die HIV Patienten hin um ihre Medikamente zu bekommen und auf Gewicht und BMI kontrolliert zu werden. Letzteres habe ich übernommen. Da allerdings kaum was los war bin ich nach einer Weile zu Mike und Katharina ins Labor gegangen. Zwecks Interesse und auch hier leider kaum Patienten haben wir dann Katharinas und meine Blutgruppe getestet. Am Nachmittag bin ich zu David im Health Center gegangen. Er arbeitet auch mit den HIV Patienten und hat mir erklärt wie seine Arbeit aussieht. Zur Demonstration hat er mit mir ein Patienten Gespräch nachgestellt und mit mir einen HIV Test gemacht. Fazit des Tages, ein paar Ecken informierter und mit zwei gepieksten Fingern zurück ins Häuschen gegangen.

 

Am Mittwoch war dann die Nursery school an der Reihe um besucht zu werden. Eindeutig eine Erfahrung für sich! Die meisten Kinder haben in ihrem Leben noch nie eine Mzungu (weiße) gesehen. Als Folge dessen wollen alle mal die mzungus anfassen und die Haare genauer Untersuchen. Auf Dauer dann doch ziemlich anstrengend und einfach warm immer ne Hand auf dem Rücken zu haben. Da auch eine Lehrerin krank war und die Klasse doppelt so groß war wie normal wars auch doppelt so chaotisch und voll… Mal schauen wie ein Tag da ist wenn die Klasse normal groß ist. Ja genau Klasse, denn hier werden die Kinder schon im Kindergarten unterrichtet. Die Zahlen auf Luo und auf Englisch und ein paar Vokabeln schreiben die kleinen schon in ihre Hefte rein. Den Nachmittag hab ich dazu genutzt mein Zimmer ein bisschen weiter einzurichten und die letzten Tage auf mich wirken zu lassen.

 

Mein momentanes Visum geht nur drei Monate, ich bleib aber ein Jahr. Also muss ein anderes Visum her! Da ich ja Nachzügler bin und die anderen Freiwilligen ihre Dokumente schon vor einiger Zeit nach Kisumu zum Bischof gebracht und diese heute Abend nach Nairobi zum Visumsaustellen kommen, musste ich noch in der Woche nach Kisumu fahren um auch meine Dokumente dort abzugeben. Donnerstagmorgen lautete unser Motto folglich, der frühe Vogel fängt den Wurm -> um 5:00 morgens wurde ich von meinem Wecker super sanft aus der Tiefschlafphase rausgeklingelt um im Stockdusterem um 5:30 die Mama Flora, die direkte Bus-Matatu-Verbindung nach Kisumu zu erwischen. 3 1/2 Stunden schüttel Party später stiegen Katharina und ich dann auch schon aus und waren in Kisumu angekommen. In der Zeit in der wir auf George, einen Bekannten von Father warteten, damit der uns zum Office bringen und herumführen kann, hatten wir gefühlte 5000 Angebote für Fahrten und Führungen, und 3000 neue Leute kennen gelernt 😀

Als George kam, hab ich die Dokumente abgegeben, mein Geld gewechselt und einen Blick auf den Victoria See geworfen und mich um eins wieder mit Katharina in die Mama Flora begeben um zurück nach Uradi zu hoppeln. Um unsere Geduld ein wenig zu trainieren hat der Weg zurück dann auch nur kurze 5 Stündchen gedauert und natürlich keine langen Pausen gehabt um den Bus voll zu bekommen 😀

 

Am Freitag waren wir morgens wieder bei Mike im Labor und Nachmittags zuerst Deutsch unterrichten in der Form 2 der secondary school und danach bei Trezah. Mittlerweile hab ich hier schon, Omena ( kleine Fische), Ugali, Zukumawiki oder wie auch immer das geschrieben wird (Spinat ähnliches Gemüse) und rote Bohnen mit ihr und Katharina gekocht! Dank der Form 4 Mädels und Trezah kann ich auch schon die klassischen Sätze, guten Tag, mir gehts gut, ich heiße, wie heißt du, auf Wiedersehen und Danke auf Luo sagen ;D Alles aber noch deutlich ausbaufähig, zumal hier sehr oft einfach auf Luo anstatt Englisch gesprochen wird.

 

Samstag morgen bin ich zum Childrens Club gegangen. Dieser findet einmal im Monat für Kinder und deren Eltern statt, die an HIV erkrankt sind. Dort können die Kinder spielen, Spaß haben und  über die Krankheit, Hygiene und die täglich einzunehmenden Medikamente sprechen. Da einige von denen noch sehr klein sind, kommen auch die Eltern mit, damit David auch mit ihnen Rücksprache halten kann. Am Nachmittag bin ich dann auf Entdeckertour gegangen und bin zu Ricci und Fela nach Bondo gefahren um die zu besuchen. Piki Piki, also Motorrad fahren macht richtig Spaß, man muss nur gucken, am besten keine helle Jacke anzuziehen… die rote Erde führt dazu, dass man dann mal wieder waschen muss … und Matatu fahren ist auch eine Sache für sich ! Matatus sind kleine VW Busse o.ä. … Zumindest Beförderungsmittel, in denen in Deutschland bei maximal Belegung sieben Leute platz finden. In Kenia sinds dann auch einfach neunzehn und noch ein Fahrer, weil wieso auch nur drei Leute auf der Rückbank wenn da auch noch Nummer vier in die Lücke passt ? Und wieso nicht einfach über den Gang ein Brettchen legen um Nummer 18 und 19 eine Fahrt im sitzen zu ermöglichen ? 😀 Zumindest kann man nicht mehr hin und her wackeln, weil dafür einfach der Platz fehlt ;D Nach ein bisschen Orientierungslosigkeit in der, im Vergleich zu Uradi, Metropole Bondo, hab ich dann deren Parishground gefunden. Am Abend gabs mein erstes Tusker. Im Prinzip das Kölsch von Afrika… und eine gute Alternative. Um am Sonntag den Tag nutzen zu können, haben wirs, keine Ahnung wie, aber doch geschafft um viertel vor sieben in der Messe zu stehen! Danach hab ich meine persönliche Stadtführung bekommen, ein Heft und ein paar Schuhe abgestaubt und mich wieder auf den Heimweg gemacht. Diesmal mit normalem Pkw und zehn Mann Besatzung( vier im Kofferraum), dafür aber ohne funktionierendes Amaturenbrett. Aber ganz im Ernst, wer bruach schon ne Tankanzeige, Drehzahlmesser oder noch besser: nen Tacho? Alles nach Gefühl und Gegebenheit ist die Devise;D.  Und jetzt sitze ich bei uns im Wohnzimmerchen und habs dann mal geschafft meinen ersten Blogeintrag aus Kenia zu machen.

Ich hoffe euch gehts gut im kalten Deutschland ! Ich hab hier immerhin mollig warme 30Grad…

 

Liebste Grüße, Oriti und bis denne!