23.10.2014

Vom Wasserkocher, der Festmesse und dem Versuch Völkerball zu spielen…

Nun etwas mehr als zwei Wochen, kann ich Uradi und Kenia als mein neues Zuhause bezeichnen. Mein Zuhause, dass mir jeden Tag neue spannende Sachen und viele neue Gesichter bietet.

Uradi ist eine „Gemeinde“ die eher ländlich gelegen ist und daher keine große Einkaufsmöglichkeit bietet. Um uns mit den Grundnahrungsmitteln:  Reis, Kartoffeln, Mehl und so weiter zu versorgen, fährt Father Oscar hin und wieder nach Kisumu um einzukaufen. Am Montag war einer dieser Tage, und da Katharina und ich eh noch Stoff und einen Wasserkocher kaufen wollten, sind wir mitgekommen. Morgens also zwei Stunden hin gefahren, zwei weitere Personen im Gepäck, von denen einer unteranderem für den Neuanstrich des Kirchendaches zuständig war, und somit mit dem ersten Stopp im Farbengeschäft. Danach musste Father noch zu einem Treffen, und wir zwei Freiwilligen einen Stoffladen suchen und finden. Bei uns auf dem Parish-Gelände gibt es ein kleines Kolpinghaus, in dem eine Näherin ist. Bekanntlich haben die Frauen in Afrika tolle, bunte Röcke, Oberteile und Kleider in allen Formen und Farben. Fanden wir toll und wollten auch was haben. Um also an Stoff dafür heran zu kommen, haben wir die Näherin nach einem guten Laden gefragt und diese hat uns dann aufgemalt wo wir einen solchen in Kisumu finden können. Mit dem Zettelchen waren wir trotzdem noch absolut orientierungslos, weshalb Father es dann zu Lawrence‘s (derjenige der auch die Kirche streicht) Aufgabe machte uns den Weg zu zeigen. Da allerdings auch er nicht ganz wusste wohin es ging, stiefelten wir dann gemeinsam durch die Straßen und fragten uns zum gewünschten Ziel durch. Als wir letztlich im Laden angekommen waren, ging das große Suchen nach dem schönsten Motiv los. Tausende Meter Stoff sind dann doch schnell eine Reizüberflutung. Aber auch nichts unmögliches weshalb wir es eine Stunde später als glückliche Besitzerinnen von jeweils 6 Yards ( irgendwie doch verdammt viel) Stoff bezeichnen durften.

Lawrence haben wir, wohl wissend, dass das Ganze doch etwas dauern könnte, seine eigenen Sachen erledigen lassen. Als wir dann fertig waren, haben wir ihn angerufen und’kurze Zeit später‘ kam er, um uns im Tuk Tuk zu Tuskys zu begleiten. Tuk Tuk fahren ist echt lustig! Und Tuskys ein riesen Supermarkt in dem freiwilliger sogar, teuer aber dennoch, bei Bedarf oder Heimweh, ein Glas Nutella kaufen kann. Und auch unseren heiß ersehnten Wasserkocher ! Wäsche warm waschen zu können, und so hoffentlich auch die weißen Socken weiß zu erhalten, war eine Aussicht die wir beide doch recht nett fanden.  Und so trohnt unser rot-schwarzes Prachtstück im Wohnzimmerregal…

Father hat dann auch alles kaufen können was er wollte und zurück die wilde Fahrt. Abends sind wir dann wieder in unserem schönen Uradi angekommen.

Dienstag ist nicht ganz so viel passiert, weil ich ein bisschen am kränkeln war. Ich hatte eher weniger Lust, dass es sich verstärkt, weshalb ich den meisten Teil des Tages mein Bettchen gehütet habe.

Mittwoch gings mir dann auch bedeutend besser und so sind wir morgens wieder in den Kindergarten gegangen. Am Nachmittag wollte uns Trezah eigntlich etwas mehr Luo beibringen, da sie frei hatte. Als wir aber mit ihr zur Krankenhausküche und den Räumen der Mitarbeiter gekommen sind, wurde kurzerhand ein Mädelsnachmittag daraus.  Sie musste nämlich noch ihre neue Flechtfrisur beenden und Jackline, eine der Krankenschwestern, ihre Nägel erneuern. Das Ende vom Lied waren unsere rosa Nägel und ein paar Geschichten aus Kenia und Deutschland mehr, die ausgetasucht worden sind. Es sind ja doch irgendwie alle gleich, egal wo und wie man lebt. ..

Am Donnerstag war dann wieder der Clinic Day mit seinen Schwangeren und Kindern an der Reihe. Diesmal hatten wir auch reichlich zu tun. Gewichte messen, Impfungen eintragen, Tabletten ausgeben und und  und. Der Morgen ist dadurch sehr schnell vorbei gegangen und schon gabs wieder Lunch im Parish Haus. Gestärkt bin ich dann In die Form 1 ( die 9. Klasse in Deutschland) gegangen um dort Deutschunterricht zu geben. Also ein Männchen an die Tafel gemalt und die Körperteile benannt. Dabei hab ich meine künstlerische Ader entdeckt und beschlossen ich werde Künstler… Nicht. 😀 Deshalb habe ich schnell  mit dem Alphabet auf Deutsch weitergemacht und ä,ö und ü geübt. Dann war das Ganze auch schon wieder vorbei und ich bin zurück zu Katharina gewandert, um diese zu schnappen, und mit ihr im Kolpinghaus unsere Wünsche in Auftrag zu geben. Abends waren wir noch ein wenig bei den Form 4 Mädels und schon war der nächste Tag vorbei.

Der mittlerweile dritte Freitag stand vor der Türe. Tür aufgemacht und reingelassen und mit einem Besuch bei der Schulleiterin der secondary school begonnen. Katharina hatte mir erzählt, dass wir auch Sport unterrichten könnten und dem wollte ich dann auf den Grund gehen. Nach dem Gespräch war klar, ich habe sowohl in Form 1 als auch 2 jeweils zwei Stunden Unterricht zur Verfügung. Die kann ich entweder, wie bisher gehabt, mit Deutsch füllen, aber auch einen Teil Sport machen oder komplett auf den Pitch ( Sportplatz) gehen. Im Anschluss bin ich noch ins Krankenhaus gegangen, wo mir Jackline zeigte, wie ich eine Verletzung säubere und verbinde, und wie ihr Alltag aussieht. Das war auch sehr interessant und hat mir viel Freude bereitet.  Nach dem Mittagessen, bin ich dann also wieder zur Schule gegangen. Meine neu entdeckte Möglichkeit auch Sport unterrichten zu können, wollte ich direkt einmal nutzen. Ich habe mir also meine Klasse und zwei Bälle geschnappt und mich auf zur großen Wiese gemacht, die direkt nebenan auf dem Gelände des Kindergartens liegt. Da ich versuchen wollte auch etwas deutsch mit in die Stunde fließen zu lassen, habe ich mir überlegt mit den Mädels Völkerball zu spielen. Nachdem ich das Feld markiert hatte ging es darum die Regeln auf Englisch möglichst gut zu erklären…  Leider hat sich herausgestellt, dass es doch nicht so einfach ist ein komplett neues Spiel 50 Leuten zu vermitteln, und das auf einer anderen Sprache, in der ich mir Hintermann usw. erstmal ausdenken musste. Für den nächsten Freitag, hab ich mir vorgenommen, erstmal an der Tafel das Spielfeld aufzumalen und somit durch eine Visualisierung vielleicht doch ein funktionierendes Spiel spielen zu können… Mal sehen was das so gibt … 😀 Doch nach der Pleite ein neuer Lichtblick: mein Rock sollte schon fertig sein! Nach dem „Unterricht“ bin ich erneut ins Kolpinghaus gegangen um meine neue Errungenschaft abzuholen. Nach einer kleinen Änderung hängt er jetzt in meinem Schrank J

Viel Natur um unser Häuschen herum bedeutet auch viel Staub und Dreck. Eine Woche Klamotten anziehen bedeutet Wäsche. Samstag bedeutet Zeit. Nach dem Frühstück wurde also der Eimer mit Wasser voll gemacht und ran ans Werk. Auf der Hand waschen ist mittlerweile auch gar nicht mehr  so unnormal, genauso wie Zähne putzen mit dem Wasser aus einer Wasserflasche, dass unser Schloss an der Türe andersherum funktioniert und die Klinke nach oben gedrückt werden muss, Abends unter das Moskitonetz zu krabbeln und einfach mit Eimer und Flasche zu Duschen…  Ihr seht, ich lebe mich fleißig ein. Am Nachmittag dann die Premiere ! Auf die Minute genau war um drei Uhr unser Piki Fahrer auf dem Gelände um uns nach Sega zu bringen. Eine Rarität, wo doch das Leben hier nicht nach Uhr läuft sondern danach, auf dem Weg auch mal stehen zu bleiben und noch zu quatschen, seine Sachen in Ruhe fertig zu bringen und nicht vor sich hin zu hetzten um den zeitlich getakteten Plan einzuhalten. Eine Freundin hat das meiner Meinung nach sehr gut in ihrem Blog auf den Punkt gebracht:  „ Obwohl das Leben hier stressfrei und entspannt ist, scheint die Zeit schneller zu vergehen. Vielleicht, weil man eben nicht ständig auf die Uhr schauen muss.“  Eine gute Beschreibung des Eindrucks, den auch ich über die letzten Wochen bekommen habe. Die Leute die mir begegnen wirken sehr viel ausgelassener und ausgeruhter, sind immer für ein paar Worte bereit und winken nicht nur aus der Ferne schnell mal rüber. Und die Tage sind auch unglaublich schnell vergangen. Schon drei Wochen bin ich hier, habe aber auf der einen Seite das Gefühl, es sei erst gestern gewesen, dass ich aus dem Flieger in Kisumu gestiegen bin, auf der anderen Seite habe ich aber schon so viel erleben können, dass es mir vorkommt schon länger hier unten zu sein… Noch mehr Neues, hat zumindest mich auch in Sega erwartet. Dies ist die Einsatzstelle von, Manu, Anika, Moritz und Sören. Sonntags fand dort eine große Festmesse statt, in der knapp 420 Kinder zur Kommunion gingen. Für diesen besonderen Anlass ist auch der Bischof aus Kisumu angereist. Samstag sind wir am Nachmittag dort angekommen und haben auch direkt das Haus der Freiwilligen ausmachen können. Nicht zu übersehen an der Deutschlandfahne die am Eingang hängt. Es wurde viel gequatscht, die Gegend gezeigt, der Supermarkt um ein paar Pakete Kekse erleichtert und noch mehr erzählt.

Für die Messe wurden auf einer Wiese Zelte aufgebaut, Stühle in Reihen gestellt und alles in bunten Farben geschmückt. Um elf ging der Marathon los, denn hier sind so große Messen dann auch mal schnell fünf Stunden lang! Kein Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Im Anschluss gabs Essen mit dem Bischof und dann auch schon der Weg zurück nach Hause. Und ohne Zwischenfall ja auch langweilig… Kurz vor Ziel bekam unser Piki einen Platten. Zum Glück kurz vorm Ziel, denn so konnte der restliche Weg einfach zu Fuß erledigt werden.

Eine der Schwestern aus Sega hatte am Montag ihr 25 jähriges Jubiläum. Das musste gefeiert werden und Katharina und ich entscheiden uns spontan zur Messe mitzukommen. Durch Regen bedingt ging diese erst zwei Stunden später als geplant los und dauerte auch wieder ein Weilchen. Dennoch war es ein sehr fröhliches und schönes Fest.

Der Dienstagnachmittag brachte auch wieder etwas Neues mit sich. David ist einer der Mitarbeiter des Health Centers, der im HIV Bereich tätig ist. Vor ein paar Jahren wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das von ihm betreut wird. Die Patienten die nicht zu ihren Kontrollterminen gekommen sind und nicht ihre Medikamente abgeholt haben, werden bei sich zu hause besucht. Er schaut in den Akten nach, wer wann zuletzt gekommen ist und eigentlich schon hätte längst wieder kommen müssen. Genau das wollte er uns am Dienstag zeigen und uns mitnehmen, allerdings konnten wir die Dame die wir suchten nicht ausfindig machen. Am Montag starten wir einen neuen Versuch. Wieder im Parish angekommen, hat uns ein Blick auf die Uhr verraten, dass uns bis zum Abendessen noch etwas Zeit blieb. Und da uns unsere Wohnzimmergestaltung noch nie so ganz glücklich gemacht hat, haben wir die Zeit genutzt um alles umzustellen und umzuräumen.

Am Mittwoch hat es mich am Vormittag in die secondary school verschlagen. In unserer Vorbereitung habe ich schon viel von dem kenianischen Frontalunterricht gehört und wollte mir selber mal ein Bild davon machen. Ganz anders als in Deutschland kommt der Lehrer hier in die Klasse, und fängt an zu erzählen, während die Schüler mitschreiben. Zwischendurch stellt er ein paar Fragen und lässt ab und zu Antworten auf die Tafel schreiben. Von Gruppenarbeit, Referaten oder Textanalysen hab ich allerdings nichts gesehen. Beides hat durchaus seine Vor- und Nachteile…  Am Nachmittag lud uns Trezah zu sich nach hause ein. Wir wollten lernen wie man Chapati macht, und da sie frei hatte, nahm sie sich die Zeit um uns zu zeigen wies funktioniert. Am Ende haben wir mit ihrer Anleitung sogar ein echt leckeres Essen zu Stande gebracht J

Es ist mal wieder viel passiert, aber ich bin mit meinem, hoffentlich nicht allzu langem, Blogeintrag an ein Ende gekommen. Haltet die Ohren steif !

6 Kommentare zu “23.10.2014

  1. Uh das muss ich direkt morgen für die oma zum lesen ausdrucken!:) die hat sich riesig über deinen ersten eintrag schon gefreut, den die mama ihr gebracht hat! Schöne grüße von oma und natürlich uns ;***

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  2. Völkerball ^^ Hinterman heißt Behindman 😀 weiß doch jeder . Nenn ich einfach Backup man/woman 😉 dann weiß jeder das was das ist 😛

    Gibt eigneltich auch irgendwo bilder zu den Blogeinträgen ?

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